Auf der Inselgruppe Mayotte im Indischen Ozean tobte am Wochenende der heftigste Sturm seit 90 Jahren. Bisher sind 31 Tote bestätigt, doch Provinz-Verwalter François-Xavier Bieuville befürchtet Hunderte bis Tausende Opfer.

Um seinem ärmsten Übersee-Gebiet zu gut wie möglich zu helfen, hat Frankreich den Wirbelsturm „Chido“ nun zur „außergewöhnlichen Naturkatastrophe“ erklärt. So werde „ein schnelleres und effizienteres Krisenmanagement“ gewährleistet und „die Umsetzung von Notfallmaßnahmen erleichtert“, erklärte Minister François-Noël Buffet am Mittwochabend.

Mayottes Krankenhaus wurde schwer beschädigt. Ein Feldlazarett soll Anfang nächster Woche in Betrieb gehen. Ein Marineschiff soll am Donnerstag mit 180 Tonnen Hilfsgütern und Ausrüstung in Mayotte ankommen. Präsident Macron wird mit der Hilfslieferung reisen und das Krankenhaus und ein zerstörtes Viertel besuchen, teilte sein Büro mit.

Der Wind tobte mit bis zu 220 Stundenkilometern über die Wellblech-Hütten, riss ganze Siedlungen auf Mayotte nieder. Seine gewaltige Kraft war durch die hohe Temperatur des Ozeans mitverursacht worden.

Das Wasser an der Oberfläche des Meeres hatte bis zu 30 Grad erreicht. Nach einer Studie des Imperial College in London hat die Erderwärmung die Intensität des Wirbelsturms verstärkt. Die Wahrscheinlichkeit eines Sturms dieses Ausmaßes habe im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 40 Prozent zugenommen, erklärten die Wissenschaftler.

Reporter der Nachrichtenagentur AP konnten mit Überlebenden des Sturms sprechen. „Wir haben etwas sehr Apokalyptisches erlebt“, sagte Samuel Anli (28). Er harrte während des Sturms in einem Büro aus, hatte Angst um sein Leben. Der Wind riss Türen und Wände weg. „Wir dachten, wenn es noch eine oder zwei Stunden dauern würde, wären wir alle tot.“

Mayotte, im Indischen Ozean zwischen der Ostküste des afrikanischen Festlandes und Nord-Madagaskar gelegen, ist das ärmste Territorium Frankreichs und ein Anlaufpunkt für Migranten, die nach Europa wollen. Die französische Regierung setzte am Mittwoch Gendarmen und andere Sicherheitskräfte ein, um die Verteilung von Nahrungsmitteln zu sichern und die Ordnung in Gebieten zu gewährleisten, in denen sich Menschenmassen versammelten, um nach Treibstoff oder Telefonsignalen zu suchen.