In der politischen Talksendung von Caren Miosga (55) ist es am Sonntagabend zu einer Störaktion gekommen.
Zwei unbekannte Frauen hielten die Gesichter von Gülistan Tara und Hêro Bahadin hoch – zwei kurdische Journalistinnen, die im August durch einen Luftangriff des türkischen Militärs getötet wurden.
Gleich zu Beginn der Sendung machten sich die Frauen im Publikum lautstark bemerkbar. Caren Miosga blieb ruhig. „Wir haben zwei Proteste im Publikum. Könnten Sie … Wären Sie so freundlich …“, versuchte die Moderatorin zu ihnen durchzudringen, während sie die beiden Frauen „Jin, Jiyan, Azadî“ riefen. Das ist kurdisch und heißt übersetzt: Frau, Leben, Freiheit.
Den beiden unbekannten Frauen im Publikum der ARD-Sendung erzählen laut die Geschichte der beiden kürzlich getöteten Journalistinnen.
„Darf ich Sie bitten, entweder einmal zu formulieren, was Sie wollen oder das Studio zu verlassen“, sagt Miosga. Dann hört man eine der Frauen rufen: „Wir fordern, dass die deutsche Medienlandschaft ihr Schweigen bricht.“
„Wir schweigen ja gar nicht“, antwortet Miosga und bittet die Frauen, mit dem Rufen aufzuhören. „Sie haben sicher ein berechtigtes Anliegen …“ Die Kamera blendet die Szene nicht mehr ein, doch man kann deutlich Schritte hören. Die Frauen werden aus dem Studio geleitet, Miosga erkundigt sich noch nach dem Wohlbefinden der Umsitzenden. „Ich hoffe, bei Ihnen ist alles in Ordnung da oben.“
Dann beginnt sie ihre Sendung mit dem Thema „Was treibt die Union im Asylstreit, Herr Wüst?“ Zu Gast: der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst, der Migrationsforscher Gerald Knaus und die freie Journalistin Gilda Sahebi.
Gulistan Tara und Hêro Bahadîn waren Journalistinnen, die vor allem den Kampf der Kurden nach Freiheit dokumentierten. Die gezielte Ermordung dieser beiden Frauen war offenbar durch Kollaborateure zustande gekommen, die mit dem türkischen Staat zusammenarbeiten.