Plötzlich ist alles anders! Nach dem Mega-Zoff zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47) und US-Präsident Donald Trump (78) vor den Augen der Weltöffentlichkeit hat sich die Ausgangslage für den Ukraine-Gipfel an diesem Sonntag in London komplett geändert.

Europäische Staats- und Regierungschefs wollen über die Politik im Ukraine-Krieg beraten. Nach Freitagabend dürfte es nun fast ausschließlich um den Ausraster im Weißen Haus und den Umgang mit Trump gehen.

Bei dem Gipfel werden neben Selenskyj unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, der polnische Ministerpräsident Donald Tusk (67), weitere Staats- und Regierungschefs sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erwartet.

Die Teilnehmer nehmen dieses Mal ganz spezielle Rollen ein.

Der Brückenbauer: Gastgeber ist der britische Premierminister Keir Starmer. Er gilt als Brückenbauer zwischen den Fronten und nimmt in den vergangenen Tagen die Fäden in die Hand. Er habe sowohl mit Selenskyj als auch mit Trump telefoniert, teilte der Regierungssitz Downing Street mit, nachdem der Ukrainer das Weiße Haus wutentbrannt verlassen hatte. „Er behält seine unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine bei und tut alles, was er kann, um einen Weg zu einem dauerhaften Frieden auf Grundlage von Souveränität und Sicherheit für die Ukraine zu finden“, sagte ein Downing-Street-Sprecher.

Anders als viele andere europäische Politiker hatte Starmer seine Unterstützung für Selenskyj nicht direkt im Anschluss per Social Media bekundet. Britische Medien interpretierten das als den Versuch, zwischen den USA und der Ukraine zu vermitteln. Der britische Regierungschef hatte bei einem Besuch in Washington in dieser Woche demonstrativ auf Harmonie mit dem US-Präsidenten gesetzt.

Die Kümmerin: Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni sorgt sich schwer um Europa. „Jede Spaltung des Westens schwächt uns alle und verschafft denjenigen Vorteile, die den Niedergang unserer Zivilisation herbeisehnen“, erklärte Meloni sehr schnell nach dem Super-GAU in Washington.

Sie beließ es nicht bei Worten, sondern legte auch gleich Vorschläge auf den Tisch: Meloni forderte einen sofortigen Gipfel zwischen den USA, Europa und Verbündeten. Dies sei nötig, „um offen darüber zu sprechen, wie wir die großen Herausforderungen von heute bewältigen wollen, angefangen bei der Ukraine, die wir in den vergangenen Jahren gemeinsam verteidigt haben“, erklärte Meloni.

Der Kontakter: Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nach der Total-Eskalation im Weißen Haus zügig zum Hörer gegriffen und mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Zum Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Die „Financial Times“ berichtet, Selenskyj habe auch mit Nato-Chef Mark Rutte telefoniert.

Grundsätzlich steht der Franzose auf der Seite der Ukraine: „Ich denke, es war richtig, dass wir alle vor drei Jahren der Ukraine geholfen und Russland sanktioniert haben und dies auch weiterhin tun werden“, sagte Macron vor Medienvertretern.

Der Vernachlässigte: Deutschland ist der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine nach den USA. Dennoch gibt Olaf Scholz momentan kein gutes Bild auf der Weltbühne ab. Der Grund: der politische Schwebezustand nach der Bundestagswahl, weshalb der SPD-Politiker als Kanzler auf Abruf gilt.

Kein Wunder also, dass Macron und Starmer bereits nach Washington gereist sind, um Gespräche mit Trump zu führen, Scholz dies aber noch nicht getan hat. Auch die Gespräche unter den Europäern werden von Macron und Starmer organisiert. Die ersten beiden Ukraine-Gipfel fanden in Paris statt, jetzt ist es London. An Berlin denkt derzeit wohl kaum jemand.

All das sind Gründe, weshalb CDU-Außen- und Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter (61) fordert, Scholz solle „Merz ab sofort zu allen internationalen Treffen mitnehmen und einbinden, wie Merkel es mit ihm nach der Wahl 2021 machte.“

► ALLERDINGS: Beide hatten damals in unterschiedlichen Rollen am G-20-Gipfel in Rom teilgenommen. SIE als noch amtierende Kanzlerin. ER als damaliger Finanzminister und designierter Nachfolger.