Die VW-Krise bedroht Zehntausende Mitarbeiter. Der größte Auto-Konzern Deutschlands will 5 Milliarden Euro sparen, Werksschließungen und Entlassungen sind möglich. Mitarbeiter zwischen Angst und Ärger, die Betriebsräte auf den Barrikaden. Bilder, die man jahrelang nur von Opel kannte, erschüttern Volkswagen.

Es ist die große VWut!

In BILD sprechen Mitarbeiter aus den Werken Wolfsburg und Zwickau.

„Wir haben zwei Kinder, ein Haus gebaut“

Rosi K. (40): „Mein Mann ist auch bei VW, wir haben zwei Kinder, ein Haus gebaut. Was, wenn mein Gehalt oder sogar beide wegfallen? Ich setze auf den Betriebsrat, Daniela Cavallo (Betriebsratschefin, d. Red.) hat die richtigen Worte gefunden!“

„Wir bauen keine Volkswagen mehr. Alles nur noch überteuert und für die Oberklasse“

Andreas S. (52): „Ich habe Bauchschmerzen. Betriebsbedingte Kündigungen? Das gab es in meinen 20 Jahren hier noch nie! Das Management hat vergessen, dass die Kunden gute und bezahlbare Autos brauchen – Volkswagen eben. Wir bauen aber keine Volkswagen mehr. Alles nur noch überteuert und für die Oberklasse. Und nach dem Wegfall der Förderung will keiner mehr unsere teuren E-Autos.“

„Die Fokussierung auf E-Autos war falsch“

Reiner Kahl (65): „Ich gehe nächstes Jahr in Rente, mache mir große Sorge um die jungen Kollegen. Nicht nur der Vorstand ist schuld, auch politisch sind Fehlentscheidungen getroffen worden. Die Fokussierung auf E-Autos war falsch. Das ist was für Städter, die Leute wohnen aber auch auf dem Land.“

Yasar Malal (47): „Ich bin über eine Zeitarbeitsfirma bei VW, bekomme nur Halbjahres-Verträge. Warum gibt es hier solche Verträge? Ich habe vier Kinder, muss alles selber zahlen. Das geht nicht!“

„Ich sehe die Zukunft nicht im E-Auto. Da wurden Management-Fehler gemacht“

Erich Schwarzkopf (47): „Ich sehe die Zukunft nicht im E-Auto. Da wurden definitiv Management-Fehler gemacht. Man muss aber das Gute im Schlechten sehen.“

„Ich mache mir große Sorgen, so schlimm wie jetzt hat es sich noch nie angehört“

Alessia Hoppe (26): „Ich bin seit acht Jahren dabei. Meine ganze Familie ist bei VW, auch mein Verlobter. Mein Opa war hier im Betriebsrat. Ich mache mir große Sorgen, so schlimm wie jetzt hat es sich noch nie angehört. Alles hängt und alle hängen hier an VW.“

VW hat in mehr als 60 500 Mitarbeiter im Stammwerk Wolfsburg (1938 errichtet). Dort laufen jährlich 490 000 Autos vom Band: Golf, Touran und Tiguan. In Sachsen gibt es drei Standorte: Zwickau, Chemnitz und Dresden. 10 000 arbeiten allein in Zwickau. Dort werden jedes Jahr 247 000 Fahrzeuge hergestellt und 12 000 Luxuskarosserien. U. a. VW ID 3, ID 4, ID 5, aber auch Audi und Bentley. Aber ausschließlich E-Autos.

„Wütend bin ich vor allem auf die Politik, allen voran auf Habeck und seine Grünen“

Holger Boost (52): „Wenn es bei VW nicht mehr läuft, sind wir auch betroffen. Wütend bin ich vor allem auf die Politik, allen voran auf Habeck und seine Grünen. Wahlrecht mit 16 und so ein Zeug, aber sich nicht kümmern, wie man den Kühlschrank vollkriegt.“

„Vorstand hat bei Modellen nicht die richtigen Entscheidungen getroffen“

Maximilian Jugel (23): „Im Augenblick bleibt uns nur die Hoffnung, dass es irgendwie doch weitergeht. Wir Arbeiter haben unseren Job gemacht. Meine Wut richtet sich gegen den Vorstand. Der hat bei Modellen nicht die richtigen Entscheidungen getroffen. Auch das Marketing könnte besser sein.“

Alexander (37): „Ich habe meinen Meister gemacht, wir haben ein Haus gekauft. Immer hieß es, E-Mobilität ist die Zukunft. Jetzt fragen wir uns natürlich: Wie geht es weiter? Am meisten enttäuscht bin ich von unserem Vorstand.“

Hendrik (32): „Ich bin vor dreieinhalb Jahren aus Hannover nach Zwickau gezogen, habe dort alles aufgegeben, bin von MAN zu VW gewechselt. Nun wissen wir nicht, ob und wie es hier weitergeht. Natürlich bin ich enttäuscht.“

„Wir erwarten unser zweites Kind und nun diese Ungewissheit“

Rafael Konczalla (40): „Wir erwarten unser zweites Kind und nun diese Ungewissheit. Natürlich bin ich wütend und habe Angst, wie es weitergeht. Am meisten Wut habe ich auf die Politik. Die haben viel versprochen, vor allem mit Blick auf E-Mobilität.“

„Ich habe vor allem Wut auf unsere Regierung“

Mirko Lorenz (58): „Diese Unsicherheit ist das Schlimmste. Mein Sohn arbeitet auch hier, der hat gebaut, drei Kinder … Nun weiß hier niemand, wie es weitergeht. Ich habe vor allem Wut auf unsere Regierung. Die E-Mobilität nicht das Gelbe vom Ei ist, hätte denen doch klar sein können. Warum hat man hier alles auf diese eine Karte gesetzt? Ich selbst fahre einen Verbrenner.“