Was steckt hinter der Strompreis-Explosion der letzten Tage? Wie die FAZ berichtet, könnten Energie-Giganten wie RWE bewusst Kraftwerke vom Netz gehalten haben, um die Preise in die Höhe zu treiben.
Der Börsenpreis ging am Donnerstagabend durch die Decke und betrug zwischenzeitlich 936 Euro pro Megawattstunde (bis zu 400 % des Normalpreises).
Offensichtliche Gründe: Die Dunkelflaute – kaum Wind- und Sonnenenergie. Und politisch gewollte Abschaltungen: Im Frühjahr 2024 wurden mehr als vier Gigawatt Braun- und Steinkohlekraftwerke stillgelegt, 2023 bereits die letzten AKW. Heißt: Das Angebot wurde verknappt.
Doch Experten bezweifeln, dass dies ausreicht, um eine Vervielfachung des Preises zu bewirken. Wurde Strom zurückgehalten?
Das Bundeskartellamt hatte Ende November „strukturelle Marktmacht im Bereich der Stromerzeugung“ angeprangert. Das „Ausmaß der Unverzichtbarkeit“ vom Anbieter RWE besorgt die Wettbewerbshüter.
Doch eine RWE-Sprecherin stellt in BILD klar: „Für unsere Gas- und Braunkohlenkraftwerke in Deutschland können wir sagen, dass alle Anlagen in der Zeit der hohen Strompreise in den letzten Tagen zur Stromerzeugung voll eingesetzt wurden.“
ABER: Am Donnerstagmorgen erzeugten die verfügbaren Steinkohlekraftwerke in Deutschland nur 6,1 von 9,5 möglichen Gigawatt. Auch von 15 Gigawatt aus Braunkohle wurden nur 11,1 Gigawatt und von 30 Gigawatt aus Gas nur 17 Gigawatt Strom produziert.
Haben Unternehmen bewusst manipuliert?
Gegen den Vorwurf der Manipulation spricht: Die Steinkohle- und Erdgasstromerzeugung war gestern nicht substanziell niedriger als an den anderen Tagen mit Dunkelflaute. Aber die Preise sind an Tagen mit Dunkelflaute bislang nie so massiv gestiegen wie gestern, hat Energie-Ökonom Manuel Frondel festgestellt.
Frondel zu BILD: „Das deutet nicht auf ein gezieltes Zurückhalten von Kraftwerkskapazitäten hin.“
▶︎ Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sagt BILD: „Starke Preisausschläge am Strom-Spotmarkt sind nicht überraschend. Wir haben Regelwerke und Behörden wie die Bundesnetzagentur, die den Markt kontinuierlich überwachen und die Einhaltung der Marktregeln sicherstellen.“
Die Bundesnetzagentur stellt klar: An Tagen mit „Marktereignissen“ wie gestern wird die Stromreserve nicht eingesetzt. Das geschieht erst, wenn die Versorgungssicherheit bedroht ist. Das erklärt, warum nicht alle Kapazitäten der Stromproduktion ausgeschöpft wurden. Eine RWE-Sprecherin: „Diese Anlagen dürfen wir nicht eigenständig einsetzen, sie werden vom Netzbetreiber abgerufen.“
Ob trotzdem Marktmanipulation vorliegt, wird derzeit eingehend geprüft, so ein Netzagentur-Sprecher zu BILD.