Osnabrück – Sie versprechen in Werbesendungen Gesundheit und Glück, beten mit den Gläubigen am Telefonhörer, zünden für sie Kerzen an. Doch in Wirklichkeit haben die russischen „Wunderheiler“ es nicht auf das Wohlergehen ihrer Kunden, sondern auf deren Geldbeutel abgesehen.

Eine Seniorin (71) aus Osnabrück fiel auf die pseudo-spirituellen Erlöser herein und übergab ihnen 158.000 Euro! Nun stehen zwei Mitglieder der Betrugsbande vor dem Landgericht Osnabrück (Niedersachsen).

Opfer schauen russische Dauerwerbesendungen

Von der Masche betroffen sind russischstämmige Übersiedler in Deutschland, die TV-Kanäle aus ihrer alten Heimat einschalten. Laut Staatsanwaltschaft tauchen in Dauerwerbesendungen die Nummern der Wunderheiler auf. Wer die wählt, gerät in die Fänge der europaweit agierenden Trickbetrüger.

Um die Osnabrücker Seniorin kümmerte sich u.a. Wunderheilerin Eva – eine wortgewandte Gaunerin, die tatsächlich in irgendeinem Callcenter sitzt und mit tröstenden Worten ihren Opfern zunächst ein Beratungshonorar in dreistelliger Höhe abknöpft. Gleichzeitig loten die Scharlatane aus, ob bei den Gläubigen mehr zu holen ist. Mit perfiden Methoden bauen sie Druck auf. Der Staatsanwalt: „Bei Nichtzahlung sei mit dem Tod von Familienmitgliedern zu rechnen.“

Kripo fasst zwei Geldabholer aus Bremen

Nach kleineren Beträgen sollte die 71-Jährige ihre Ersparnisse locker machen. Bei zwei Treffen übergab sie den Geldkurieren auf Supermarktplätzen jeweils 121.000 Euro und 37.000 Euro. Als der Rentnerin bewusst wurde, dass sie abgezockt wird, ging sie zur Polizei. Beim dritten Treffen observierten Kripo-Beamte die fingierte Übergabe von 57.000 Euro, nahmen die Abholer Gadhzi A. (27) und Ali A. (35), zwei in Bremen lebende Männer aus Dagestan (Nordkaukasus), fest.

Ihren Angaben zufolge hätten sie für einen erledigten Job jeweils 1.500 Euro erhalten, der Rest flösse an die Drahtzieher im Hintergrund. Der Ankläger will das Duo für mehrere Jahre hinter Gitter sehen: „Eine extrem miese Nummer, sich an alte Menschen heranzumachen.“

Der Prozess wird am 11. Dezember fortgesetzt.