Unna – Mit dem Schriftzug auf einer Kopfbedeckung wollte der Kaufhaus-Konzern für sich werben – doch verfehlte buchstäblich das Ziel … Woolworth druckt falsche Koordinaten auf Mütze.
In seinen 480 Filialen verkauft das Unternehmen eine Schirmmütze mit eingestickten Koordinaten: 51° 32′ 33.486“ N 7° 41’7.12“ E.
Wohin weisen die Mützen-Koordinaten?
Eine junge Frau in Berlin griff zu, zahlte fünf Euro. Zu Hause fragte sie sich: Wohin weisen die Koordinaten? BILD ging der Frage nach, googelte – und besuchte die Friedrich-Ebert-Straße 31 in Unna. Dort stand der Reporter vor einem verrosteten, schmiedeeisernen Tor, gesichert mit einer Eisenkette. Dahinter: eine verlassene Villa, herrschaftlich, gerade vom Efeu befreit.
„Die gehört dem ehemaligen Bürgermeister von Fröndenberg“, sagt ein Nachbar (67). Seit Jahren stehe das Gebäude leer, nur ein paar Stadtstreicher und Lost-Places-Fotografen tauchten seitdem in den Räumen auf. Warum die Adresse aber in Ziffern auf einer Mütze stehe – das konnte sich der Mann auch nicht erklären.
Stolpersteine vor dem Haus erinnern an jüdische Bewohner
„Es gab schon einmal einen Künstler aus Berlin, der sich für das Haus interessiert hat“, sagt ein anderer Anwohner (52). Gunter Demnig (76) verlegte auf dem Bürgersteig davor drei „Stolpersteine“ – eine Erinnerung an ehemalige jüdische Bewohner. Julius, Klara und Else Weinberg waren 1939 vor den Nazis nach England geflüchtet.
Doch die Mützen-Koordinaten haben einen anderen Grund: „Sie führen zu unserer Zentrale nach Unna. Tatsächlich erscheint in der Google-Suche eine andere Adresse – lassen Sie sich jedoch die Koordinaten unseres Zentralstandortes anzeigen, stimmen die Daten mit der Stickerei in unseren Bucket-Hats überein“, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Zwei Adressen zu denselben Koordinaten? Wie kann das sein?
„Das Problem mit Google-Koordinaten ist nicht neu, oft müssen sie nur umgerechnet werden“, sagt Carina Feske, die beim Ruhrverband das Referat Geoinformationen und Raumbeobachtung leitet. In diesem Fall habe sich aber das Unternehmen offenbar geirrt bei der eigenen Positionsbestimmung.
Zu diesem Schluss kommt auch Google. Korrekterweise sei die Firma laut einer Sprecherin nämlich hier zu finden: 51° 34′ 03.2″ N 7° 40′ 10.5″ E.
Die Mützen (seit Juni im Angebot) bleiben wohl im Sortiment. Wie viele bisher verkauft wurden, will der Konzern nicht verraten.
Den Besitzer der Villa lässt der Wirbel kalt: „Eine lustige Sache. Das sollte geändert werden. Aber mich stört es eigentlich nicht mehr, meine Kinder renovieren das Haus jetzt. Es wird wohl verkauft“, sagt der pensionierte Bürgermeister von Fröndenberg, Egon Krause (75).