Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse hat Kulturstaatsminister Wolfram Weimer die KI-Strategie großer Tech-Konzerne kritisiert. „Amerikanische und chinesische
Tech-Giganten trainieren ihre KI-Systeme mit Milliarden von Werken, ohne
die Einwilligung der Urheber einzuholen, geschweige denn, ihnen auch
nur einen Cent zu zahlen“, sagte Weimer laut vorab veröffentlichten
Redeauszügen. „Die Welt der Literatur, die Welt der Bücher hat sich durch KI bereits jetzt dramatisch verändert.“
„Völlig ungeniert“ bedienten sich die Konzerne aus dem Fundus geistigen Eigentums rund um den Globus. So würden Kulturen weltweit zu „vermeintlichen Rohstofflieferanten degradiert und schamlos ausgebeutet“. Das sei „digitaler Kolonialismus“, der nicht länger hingenommen werden dürfe, sagte Weimer.
Auch Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, übte deutliche Kritik an der fehlenden Regulierung der Künstlichen Intelligenz. Sie sprach von
einer „virtuellen Welt, in der zunehmend einige Milliardäre darüber
entscheiden, welche Algorithmen uns welche Inhalte ausspielen“. Unter
dem Deckmantel des Fortschritts hätten sich verantwortungslose Männer
Machtpositionen gesichert, mit deren Hilfe sie „demokratische
Gesellschaften sukzessive aushöhlten“.
Ehrengastland sind in diesem Jahr die Philippinen
Die KI müsse den Menschen dienen, nicht umgekehrt, sagte
Schmidt-Friderichs. Für die
Texte, die eingespeist werden, müssten die Autoren eine faire Vergütung
bekommen. Zudem müsse demokratisch entschieden werden, wer für was die
Veranwortung übernimmt. Es könne nicht angehen, dass große Plattformen
die Verantwortung für Inhalte ablehnen, die sie selbst einspielen, sagte
die Verlegerin.
Die Buchmesse ist ab morgen zunächst für das Fachpublikum geöffnet, ab Freitag dann für alle Interessierten. Aussteller aus mehr als 90 Ländern sind angemeldet, über 1.000 Autorinnen und Autoren werden erwartet. Ehrengastland der Buchmesse sind in diesem Jahr die Philippinen, die mit mehr als 100 Autorinnen und Autoren und gut 65 Literaturveranstaltungen teilnehmen.
Angekündigt haben sich außerdem die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, der ehemalige Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Schriftstellerin und TV-Moderatorin Thea Dorn und der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.
