Sie nennt sich eine „Volkspartei“: die AfD. 10,3 Millionen Menschen haben ihr gestern ihre Zweitstimme gegeben: zum Beispiel mehr als 1,7 Millionen in Nordrhein-Westfalen, 1,5 Millionen in Bayern. Zum ersten Mal holte die AfD auch im Westen Zweitstimmen-Mehrheiten in zwei Wahlkreisen: in Gelsenkirchen (24,7 Prozent) und in Kaiserslautern (25,9 Prozent).

Und in ganz Ostdeutschland war die AfD mit 32 Prozent und großem Abstand Nummer eins. In Hunderten Gemeinden hat sie sogar eine absolute Mehrheit geholt. BILD sagt, wo die Weidel-Partei am erfolgreichsten war.

▶︎Thüringen: Im Land von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke hat die Partei 38,6 Prozent der Zweitstimmen geholt. In 150 von 596 Wahl-Gemeinden schaffte sie gar mehr als 50 Prozent.

Heißt: Rechnerisch könnte die vom Landesverfassungsschutz als „erwiesen rechtsextrem“ eingestufte Höcke-Partei in jedem 4. Ort in Thüringen ohne eine Koalition regieren.

Vielerorts in Thüringen ist die Dominanz der AfD aber noch deutlich größer. In 20 Gemeinden stimmten die Wähler zu über 60 Prozent für die Höcke-Partei.

In Göschitz im Saale-Orla-Kreis kam die AfD auf 71 Prozent, wo der CDU-Landrat Christian Herrgott (40) vor einem Jahr Asylbewerber zur ersten echten Arbeitspflicht und Bezahlkarten verdonnerte. Spitzenreiter ist der kleine Ort Karlsdorf im Saale-Holzland-Kreis.

Karlsdorf hat nur 117 Einwohner. Fast drei Viertel (73 Prozent) wählten dort gestern AfD. Ein Rekord! Selbst in der Südthüringer Kreisstadt Hildburghausen (12.000 Einwohner) holte die AfD die absolute Mehrheit.

In 30 Thüringer Gemeinden wählte kein einziger Wähler die Grünen! In 12 Kommunen fiel FDP-Kandidat Christian Lindner (46) komplett durch. In Teichwitz (Kreis Greiz) machte keiner der knapp 100 Einwohner bei der Kanzler-SPD seine Stimme.

In der thüringischen Gemeinde Niederbösa (120 Einwohner) im Kyffhäuser-Kreis schaffte die AfD einen Sprung von 26 auf 62 Prozent der Zweitstimmen im Vergleich zur Bundestagswahl 2021.

▶︎ Sachsen: Hier erreichte die AfD 37,3 Prozent der Zweitstimmen, im Wahlkreis Görlitz räumte sie gar 46,7 Prozent ab.

▶︎ Sachsen-Anhalt: 37,1 Prozent der Zweitstimmen waren hier AfD-Stimmen. Im Wahlkreis Mansfeld schaffte die Weidel-Partei 43,1 Prozent.

Bundesweit holte sich die AfD besonders viele Wähler von der Union: 830.000. Aber auch von SPD und FDP gewann sie Hunderttausende Wähler hinzu, während es ihr gleichzeitig gelang, mehr als 1,8 Millionen Nichtwähler wieder an die Urne zu bringen.

Und die AfD legte in allen Altersgruppen zu, wurde bei den 30- bis 44-Jährigen sogar stärkste Kraft. Am schlechtesten schnitt sie mit 14 Prozent bei den Über-60-Jährigen ab. Auffällig, dass die Rechtsaußen-Partei vor allem bei „Arbeitern“ punkten konnte. Und: Nicht einmal jeder Dritte wählte AfD, bloß um den anderen Parteien einen „Denkzettel“ zu verpassen.