Die neue Bundesregierung war noch nicht gebildet, da hatte sie dem Internet bereits großartiges Meme-Material geliefert: Das Vierer-Selfie von Volker Wissing (54), Christian Lindner (46, beide FDP), Annalena Baerbock (44) und Robert Habeck (55, beide Grüne) eroberte kurz nach der Bundestagswahl 2021 die sozialen Medien im Sturm. Wie es genau dazu kam, war aber bis jetzt gar nicht bekannt.

Jetzt hat der damalige FDP-Generalsekretär Wissing, der später zum Minister für Digitales und Verkehr ernannt wurde, das Geheimnis gelüftet. Und verraten: Bis zum berühmten Selfie des Quartetts brauchte es einige Anläufe.

Rückblick: Am 26. September holte die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz (66) den Wahlsieg (25,7 Prozent). Grüne (14,8) und FDP (11,5) gewannen genügend Stimmen, um die Abwahl der Union zu besiegeln. Und damit begann die Regierungsbildung.

Foto sollte Zuversicht transportieren

Nur wenige Tage nach der Wahl dann der Moment, der das Kult-Selfie hervorbrachte. Nach Sondierungsgesprächen zwischen FDP und den Grünen habe man ein Signal an die Wählerschaft senden wollen, erklärt Wissing jetzt im Funke-Podcast „Meine schwerste Entscheidung“.

Wissing über den berühmten Schnappschuss: „Es ging darum, einfach eine Botschaft zu senden.“ Doch dafür musste er – der Selfie-Knipser – auch vier zuversichtliche Gesichter einfangen.

Schließlich sollte das Foto Optimismus versprühen und später auch zur Instagram-Caption passen, die bekanntlich lautete: „Auf der Suche nach einer neuen Regierung loten wir Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus. Und finden sogar welche. Spannende Zeiten.“

Für das finale Selfie brauchte es mehrere Anläufe

Wissing im Podcast weiter: „Es ist ja wichtig, dass man dann die richtigen Gesichtsausdrücke findet.“ Auf einem der Bilder habe Robert Habeck etwa „nicht so glücklich“ geschaut – da wäre nicht „diese Erwartungshaltung auch in den Augen drin“ gewesen.

Deshalb habe es länger gedauert, bis das Bild endlich im Kasten war. Zunächst, so Wissing, habe sich ein Mitarbeiter daran versucht, die vier Politiker richtig einzufangen. Es blieb beim Versuch, plaudert Wissing aus: „Da waren ganz viele Bilder, mit denen konnte man nichts anfangen.“

Schließlich habe er die Angelegenheit selbst in die Hand genommen: „Ich habe dann gesagt, nee, wir machen jetzt nochmal ein Selfie oder so.“ Dadurch sei der Funke dann auch bei seinen Kollegen übergesprungen: „Da kam dann auch so dieser Spirit rüber. Wahrscheinlich mussten wir das selber machen, weil wir wussten eben, worum es uns geht und jemand Fremdes konnte das dann an der Stelle einfach nicht.“

Zwar schafften die späteren Koalitionspartner es, den Wählern ein Signal der Hoffnung zu geben – doch drei Jahre später war sämtliche Euphorie verflogen: Die Ampel-Koalition verkrachte sich und platzte (auch wegen des umstrittenen „D-Day“-Papiers der FDP) vorzeitig. Volker Wissing verließ die FDP daraufhin.