Tschüs, Olaf? Thema durch? Vier Tage vor der Wahl texteten Spitzen-Journalisten bei Markus Lanz (55) bereits die ersten politischen Nachrufe auf den Noch-Kanzler. Die Trauer hielt sich in Grenzen.
„Zeit“-Vize Martin Machowecz (37) entdeckte sogar Positives: „Seit der Bundeskanzler offenbar akzeptiert hat, dass er verlieren wird, ist er wie ausgewechselt, ist plötzlich so eine richtige Tempo-Maschine, sagt die verrücktesten Sachen, tritt neben sein Rednerpult, geht direkt auf die Leute zu – das finde ich irgendwie erfrischend.“
„Stern“-Chef Gregor Peter Schmitz (50) scherzte: „Seit Scholz irgendwie dem politischen Tod geweiht scheint, scheint er wirklich aufzuleben.“ Aber: „Es verändert sich nichts für Olaf Scholz in den Umfragen, auch wenn er jetzt besser auftritt.“
„Ich glaube, dass Klingbeil an Bord wäre“
„Spiegel“-Vize Melanie Amann (47) analysierte: „Wir haben die Situation, dass einer zwar der Form nach noch Kanzler ist, aber mit einer kaputten Regierung. Einer, der sozusagen vor der Ruine seiner Macht steht, also auch nicht mit dem Amtsbonus startet, sondern im Gegenteil mit dem Amtsmalus.“
▶︎ Für einige in der Runde schien Scholz schon jetzt nur noch als politischer Erblasser interessant. Amann nannte als mögliche Nachfolger bereits SPD-Chef Lars Klingbeil (46), vor allem aber Verteidigungsminister Boris Pistorius (64): Der sei, „auch wenn er nicht Kanzlerkandidat war, der beliebteste in der SPD und schon sehr machtbewusst“.
Machowecz assistierte trocken: „Ich glaube auch, dass Lars Klingbeil an Bord wäre. Olaf Scholz wäre ganz sicher nicht mehr dabei.“
Jacques Schuster (60), Chef der „Welt am Sonntag“ (gehört wie BILD zu Axel Springer), kritisierte Scholz besonders hart für sein Verhalten in der Krise zwischen Europa und den USA.
Schusters Vorwurf: „Dass der französische Präsident in den Elysée ruft, wäre für mich als Bundeskanzler von Format ein Ereignis, wo ich sage: So, stopp mal mit dem Wahlkampf! Es ist jetzt hier die nationale Sicherheit gefragt, und ich lasse den Wahlkampf ausfallen.“
Doch, so der Journalist weiter: Scholz „ist da zwei Stunden, redet das Übliche und sagt, was auf keinen Fall nicht mehr geht. Aber das ist doch der Lage nicht mehr angemessen!“
Lanz vermutete zudem schlechte Beratung: „Irgendwelche Spindoktoren (Kommunikationsexperten, d. Red) haben Olaf Scholz erzählt: Pass auf, du tust da viel zu wenig und häufig auch nichts, wir nennen es jetzt einfach ‚Besonnenheit‘. Das ist die Chiffre für ‚Ich tu nichts‘.“ Heiterkeit in der Runde!