Auf seinen Freundschaftsarmbändern findet Robert Habeck (Grüne) klarere Worte als seiner Partei gegenüber. „Kanzler Era“ stand auf dem Perlenkettchen, das Habeck in dem Video trug, mit dem er erste „Ich will Kanzler werden“-Signale sendete.

Auf dem Grünen-Parteitag in Wiesbaden druckst die Parteispitze jetzt allerdings rum … Wird Habeck KANZLERkandidat der Grünen? Oder doch nur SPITZENkandidat?

► In einem Antrag, mit dem der Bundesvorstand der Partei Habecks Wahl auf die Tagesordnung setzt, heißt es nur vage: „Kandidat für die Menschen in Deutschland“. Die klare Ansage, dass sich Habeck zum KANZLERkandidaten wählen lassen will, fehlt!

Stattdessen nur schwammig: Mit Habeck stehe „ein Angebot zur Wahl“. Und er habe „das Zeug zu einem guten Bundeskanzler“.

Zweifeln die Grünen etwa selbst am möglichen Erfolg ihres Kandidaten?

► Zum Verständnis: Der Spitzenkandidat ist der Kandidat, den die Partei ganz nach oben auf die Wahlliste setzt. Und der entsprechend nach der Wahl das wichtigste Amt übernehmen soll.

► Wenn die Kanzlerschaft das ausgeschriebene Ziel der Partei ist, wird damit aus dem Spitzenkandidaten der Kanzlerkandidat. Die Kanzlerkandidaten der einzelnen Parteien treffen dann etwa in Redeschlachten im TV aufeinander.

ABER: Wer kein KANZLERkandidat ist, darf auch nicht mitreden beim Schlagabtausch ums Kanzleramt.

In internen Runden wird Habeck längst offen als Kanzlerkandidat bezeichnet, seine Berührungsängste mit dem Begriff tun manche in der Partei augenrollend ab. „Natürlich wird Robert unser Kanzlerkandidat, warum sollten wir ihn auch anders nennen“, hört man dann.

Andererseits: Bleiben die Umfragewerte im Keller (aktuell: 10 Prozent) ist das Kanzleramt ohnehin außer Reichweite für die Grünen …

Darum wolle man zumindest nach außen Demut ausdrücken, sagen wieder andere. Soll heißen: erst mal abwarten, bis die Umfrageergebnisse besser sind.

Und dann wäre da noch Außenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne), die zwar an seiner Seite sein soll – aber bitte nicht zu sehr im Rampenlicht. „Im Spitzenduo“ mit Baerbock werbe Habeck um Wähler, heißt es darum im letzten Absatz des Antrags pflichtschuldig.

Habeck erntet derweil schon für seine Bereitschaft zur Kandidatur Kritik aus der Opposition!

„Wenn es üblich wird, dass jeder Spitzenkandidat einer Partei sich ‚Kanzlerkandidat‘ nennt, werden wir da vielleicht auch nachziehen müssen“, sagte die BSW-Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht (55) der „Rheinischen Post“.

Am Sonntag will Habeck sich krönen lassen – wozu genau, bleibt spannend …