Vor einigen Wochen habe ich in dieser Kolumne die Frage gestellt, ob der DFB den Kaiser schon vergessen hat. Weil der Verband auch ein halbes Jahr nach dem Tod von Franz Beckenbauer seinen Größten immer noch nicht in dem Maße gewürdigt hat, wie er es verdient hätte.

Jetzt habe ich erfahren, dass es beim DFB sehr wohl Pläne gibt, den Namen Beckenbauer für die Nachwelt zu ehren. Aber der Prozess stockt.

Der 2022 eingeweihte DFB-Campus in Frankfurt/Main soll oder sollte den Namen Franz Beckenbauer tragen. Der 180 Millionen Euro teure Komplex beherbergt einen Teil der Geschäftsstelle und versteht sich als Impulsgeber für die 16 Nationalmannschaften. Es gibt unter anderem eine große Fußballhalle, ein Athletenhaus mit 33 Zimmern und mehrere Naturrasenplätze.

Heidi Beckenbauer, die Witwe, und Joel Beckenbauer, der Sohn, waren bereits in Frankfurt, um sich über das Projekt zu informieren. Das war vor der EM. Und – wichtig! – bevor bekannt wurde, dass der DFB 2027 von seinem langjährigen Partner Adidas zum US-Ausrüster Nike wechseln wird. Hier entstand der Knackpunkt.

Franz Beckenbauer war sein gesamtes Fußballerleben über mit der Marke Adidas verbunden. Es war seine mit Abstand längste Partnerschaft. Und für die „Marke mit den drei Streifen“ war der Kaiser über Jahrzehnte das wichtigste Aushängeschild.

Wie ich erfahren habe, wäre eine Franz-Beckenbauer-Akademie, in der überall Nike-Logos zu sehen sind, für die Familie schwer vorstellbar.

Angeblich geht man beim DFB insgeheim schon davon aus, dass das Projekt nicht zustande kommen wird.

Die Familie, so hört man, würde es bevorzugen, wenn zum Beispiel der DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer benannt würde. Das war die Idee von Berti Vogts, dem WM-Kollegen des Kaisers 1974.

Das wäre ganz sicher eine würdige Lösung, die Deutschlands größtem Fußballer aller Zeiten gerecht würde.