Dem Unternehmer Nicolai Schwarzer war die Wut deutlich anzusehen, als er im Dezember 2023 mitten in Berlin zur Demo aufrief. Es war kurz nach dem 7. Oktober. Die Hamas hatte ein Massaker in Israel verübt, und auf deutschen Straßen jubelten Menschen. Schwarzer wollte das nicht einfach hinnehmen. Jetzt legt er nach – mit einem Buch und einem Verein, beides unter dem Titel: Nie wieder ist jetzt.

Der Verein will nicht nur gegen Antisemitismus kämpfen, sondern generell gegen den Zerfall demokratischer Werte. In einer Zeit, in der Demonstrationen gegen Israel, verschwörungsideologische Aufmärsche und rechte Mobilisierungen sich abwechseln, will Schwarzer zeigen: Wegsehen ist keine Option mehr.

Auch das Buch ist keine theoretische Abhandlung. Es ist eine Ansage. Es schreiben Menschen, die mitten in der Gesellschaft stehen: Politikerin Bärbel Bas, Ex-Fußballprofi Arne Friedrich, Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Und Ahmad Mansour, der in seinem Beitrag kein Blatt vor den Mund nimmt.

„Wir haben es sogar genährt“

„Antisemitische Stereotype, judenfeindliche Aussagen sind gang und gäbe in vielen muslimischen Familien. Ankommende haben all das in ihrem mentalen Gepäck“, schreibt Mansour. DIe Politk habe derweil über Jahre hinweg nicht gehandelt.

▶︎ „Das Ergebnis, das sich nun in den Pro-Hamas-Demonstrationen nach dem 7. Oktober gezeigt hat, haben wir also nicht nur nicht wahrhaben wollen, sondern paradoxerweise sogar genährt. Die Tausenden friedliebenden Muslime überhört, die seit Jahren vor genau diesem Szenario gewarnt haben. Jetzt, seit dem 7. Oktober 2023, sehen wir einer Realität ins Auge, in der jüdische Eltern in Deutschland Angst haben, wenn sie ihre Kinder zur Schule schicken, und in der jede jüdische Institution einer Festung gleicht.“

„Warum in aller Welt habe ich da mitgemacht?“

Was Mansour beschreibt, ist mehr als ein Fehlverhalten Einzelner. Es ist eine bittere Analyse darüber, was in der Integrationspolitik über Jahre schiefgelaufen ist.

Schwarzer hat dem Buch ein nachdenkliches, fast selbst anklagendes Vorwort vorangestellt. Seine Motivation für sein Engagement sind Fragen, die sich viele Menschen nach dem 7. Oktober gestellt haben:

„Warum in aller Welt habe ich da mitgemacht? Warum bin ich mitgelaufen und nicht weggelaufen? Warum habe ich Ja gesagt, obwohl doch so vieles für ein Nein gesprochen hat?“

Schwarzer hat sich entschieden, nicht bei diesen Fragen stehenzubleiben. Sondern etwas zu tun. Und er verlangt das auch von anderen. Klartext statt Floskeln. Haltung statt Schweigen.