Wie viele Juden ich kenne, weiß ich erst durch unsere Berichterstattung in den Wochen nach dem Massaker. Weil sie sich bei mir dafür bedankt haben, wie klar BILD an der Seite der Opfer steht.

Dass wir das Grauen nicht wie so viele andere zu legitimieren versuchen mit dieser „Begründung“, den Palästinensern sei in der Geschichte eben auch so viel Unrecht widerfahren …

Meine Güte, wer das tatsächlich für einen triftigen Grund fürs Abschlachten unschuldiger Männer, Frauen und Kinder hält, der sollte vor allem als Deutscher sehr vorsichtig sein. Der müsste es auch in Ordnung finden, wenn Polen oder Russen oder Franzosen vergewaltigend und mordend durch Deutschland zögen, weil unsere Großväter deren Heimatländer zerbombt und Millionen unschuldige Menschen ermordet haben.

Für unser Land, das sich „Nie wieder!“ geschworen hat, war der 7. Oktober eine Prüfung. Und die Frage ist: Haben wir sie bestanden?

Ich sage: nein.

► Nein, weil an unseren Universitäten Judenhass und die Auslöschung Israels gefordert und getanzt werden darf. Und Uni-Chefs verteidigen das sogar oder brauchen Ewigkeiten, solche „Versammlungen“ aufzulösen. 79 Jahre nach dem Holocaust ist für jüdische Studenten das Gefühl Angst auf dem Campus wieder normal.

► Ich sage nein, weil Judenhasser überall in Deutschland unbehelligt ihre Hassparolen schreien dürfen. Sie landen weder in Gewahrsam noch in Haft.

► Ich sage nein, weil wir als Gemeinwesen wenig dafür getan haben, eine ehrliche Diskussion darüber zu beginnen, ob der Islam wirklich so 1000-prozentig rein gar nichts mit Islamismus und Judenfeindlichkeit zu tun hat. Das dröhnende Schweigen der Islamverbände zu islamistischem Terror spricht Bände.

► Ich sage nein, weil das politische Berlin auf der einen Seite durchdreht, wenn besoffene Schnöselgören auf Sylt „Deutschland den Deutschen“ singen – auf der anderen Seite aber wenig dagegen tut, wenn auf deutschen Straßen zur Vernichtung von Juden aufgerufen wird.

Nur zur Erinnerung: Das Symbol dieser Hass-Demos ist das Palästinenser-Tuch. In der politisch linken Szene heißt das: „Ich bin für die Zerstörung Israels.“ In der rechten steht es für Antisemitismus und völkisches Denken. Aber würde ich mich in der U-Bahn trauen, einem Paliträger Kontra zu geben? Die traurige Wahrheit ist: Nein.

Deutschland darf bei dieser Prüfung nicht länger scheitern.
Es wird Zeit, dass wir lernen. Wie es ist, kann es nicht bleiben.