Seit Wochen verspricht Olaf Scholz seiner Partei eine Aufholjagd, an deren Ende die SPD stärkste Partei bleibt.
Die Aufholjagd hat längst begonnen, aber anders als erwartet: Die AfD rückt immer näher an die Union heran. Acht Prozentpunkte beträgt der Vorsprung von CDU und CSU vor den Rechtspopulisten, vor einer Woche waren es noch elf Prozent. Und der Vorsprung von Blau vor Rot wuchs in wenigen Tagen um zwei Prozent.
42 Tage vor der Wahl ist es wahrscheinlicher, dass die AfD die Union überholt, als dass dies der SPD gelingt. Eigentlich dürften Friedrich Merz und Olaf Scholz keine Nacht mehr ruhig schlafen. Denn es spricht wenig dafür, dass der blaue Wahltrend in den nächsten Tagen und Wochen abbrechen wird.
Ganz offenkundig fehlt einem erheblichen Teil der Wähler der Glaube, dass Union und SPD überzeugende Antworten auf ihre größten Sorgen haben – Migration, Kriminalität und Bezahlbarkeit des eigenen Lebens.
Der große Reformator und ebenso große Redner Martin Luther rief einst der Kirche und ihren Priestern zu: „Ihr müsst dem Volk aufs Maul schauen.“ Das scheint mir auch ein guter Rat für Union und SPD. Doch deren Spitzenpersonal redet lieber ihren Mitgliedern und Gremien nach dem Mund und hat den Kontakt zu erheblichen Teilen der Bevölkerung verloren.