Reißt er die Brandmauer ein? Bricht Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union, eines seiner zentralen Versprechen – nämlich nie mit der AfD zu paktieren?

Grüne und SPD verkürzen das auf die alte Brandmauerdebatte: Das darf der nicht!

Er muss es. Friedrich Merz ändert nach der Bluttat von Aschaffenburg die Spielregeln grundlegend.

Merz will nicht mit der AfD koalieren, sich nicht mit ihr absprechen. Er will einen Antrag in den Bundestag einbringen, dem die AfD auch zustimmen wird.

Was soll er dagegen machen: Sich den Antrag nur deshalb schenken? Oder weil SPD und Grüne und Teile der FDP nicht mitmachen könnten? Das wäre feige.

Friedrich Merz sagt, er gehe all-in, also alles oder nichts. Er muss jetzt durchziehen, wenn er unser Land wirklich, wie die Mehrheit der Deutschen, in einer Art Asyl-Notstand sieht. Das ist vor allem eines: ein Rundum-Befreiungsschlag:

▶︎ Vom Merkel-Erbe: Merz prangert nun zehn Jahre verfehlte Migrationspolitik an. Und befreit sich damit vom Erbe der CDU-Flüchtlings-Kanzlerin Angela Merkel. Ihre Politik war nie seine. Ihr Erbe klebte trotzdem an ihm. Viel zu spät wirft Merz das nun ab. Aber: Er tut es wenigstens. Merkels Schatten soll nicht mehr seiner sein.

▶︎ Aus dem Schraubstock: Entscheidend sei, dass sich die Migrationspolitik ändert – nicht, wer alles mitstimmt. Damit löst er sich aus der Klemme, in der CDU/CSU seit Jahren alternativlos zwischen der weitgehend rechtsradikalen AfD und der deutschen Linken eingepfercht war: immer erpressbar. Immer mit der Nazikeule im Nacken.

Im Ergebnis wurden die Deutschen, die seit Jahren mehrheitlich mitte-rechts wählten, mitte-links regiert: Der Frust in der Bevölkerung stieg, die AfD wuchs bis tief ins bürgerliche Lager.

Merz will die Ketten sprengen, nicht die Brandmauer: SPD, Grüne und FDP müssen sich überlegen, ob sie zustimmen. Nicht die Union, ob sie ihren Antrag einbringt. Merz holt in der zentralen Migrations-Frage die Politik aus dem Hinterzimmer auf die offene Bühne.

▶︎ Vom Dauerdruck der AfD: Merz nimmt der AfD auch die Macht, ihn ständig als machtlos vorführen zu können. Wenn er den Aufstieg von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel bremsen will, dann nur als Macher, nicht als Zauderer. Als Patriot im besten Sinn. Er muss Boden von der Ganzrechten zurückerobern, bevor die übermächtig wird. Nun ändert Merz das Spiel von Verteidigung auf Angriff. Die AfD muss ihm zustimmen. Geht das auf, könnte er sich eine Chance auf Schwarz-Gelb erspielen.

Wir stehen jetzt in Deutschland vor den Blutlachen auf Weihnachtsmärkten, Regionalbahnen, öffentlichen Plätzen und Stadtparks, weil erst die CDU/CSU und dann SPD, Grüne und FDP es nicht geschafft haben, für Sicherheit zu sorgen. Friedrich Merz hat jetzt die Chance, das Land aus dieser Starre der Tatenlosigkeit zu befreien.

Das ist keine Frage des politischen Geschmacks mehr. Es geht um die Haltung.

Und wir Wähler haben eine Wahl.