Hat US-Präsident Joe Biden (81) alle Unterstützer Donald Trumps (78) als „Müll“ bezeichnet? Seit zwei Tagen ist es das am heißesten diskutierte Thema im laufenden Wahlkampf. Biden sagte in einer Video-Schalte: „Der einzige Müll, den ich da draußen sehe, sind seine (Trumps, d. Red.) Anhänger.“

Das Weiße Haus erklärte bislang, Biden habe lediglich die Rhetorik des Comedians Tony Hinchcliffe (40) gemeint und bezog sich dabei auf die offizielle Mitschrift der Aussagen des Präsidenten. Hinchcliffe hatte bei einem Wahlkampfauftritt Trumps die von Lateinamerikanern bewohnte Insel Puerto Rico als „schwimmende Müllinsel“ bezeichnet. Jetzt scheint diese Erklärung wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen.

Denn: Das Weiße Haus hat das Transkript im Nachhinein verändert. Das belegt eine interne E-Mail. Die Änderung wurde demnach vorgenommen, nachdem das Pressebüro „mit dem Präsidenten Rücksprache gehalten“ hatte, wie aus der E-Mail hervorgeht.

▶︎ Ein Apostroph veränderte den Sinn: Im Transkript des Weißen Hauses heißt es nun: „The only garbage I see floating around is his supporter’s“. Durch das Apostroph in „supporter‘s“ veränderte sich die Aussage des ganzen Satzes. Biden sprach demnach vom „Müll der Trump Anhänger“, den er herumfliegen sehe, bezeichnete die Anhänger Trumps selbst allerdings nicht als Müll.

„Verfälschung der Transkript-Integrität“

Brisant: Der Leiter des Stenografenbüros, das alle Aussagen des Präsidenten für die Archive und Presse dokumentiert, nannte diese Veränderung einen „Verstoß gegen das Protokoll und eine Verfälschung der Transkript-Integrität“. Er betonte: „Wenn es unterschiedliche Interpretationen gibt, kann das Pressebüro das Transkript zurückhalten, aber nicht eigenständig ändern.“

Grundsätzlich muss jede Entscheidung zur Änderung des Transkripts vom Leiter des Stenografenbüros getroffen werden. Dieser war jedoch an dem Abend nicht sofort verfügbar, um die Audioaufnahme zu überprüfen, und das Pressebüro veröffentlichte das geänderte Transkript.

„Unabhängig von der Dringlichkeit ist es für die Authentizität und Legitimität unserer Transkripte unerlässlich, dass wir ein konsistentes Protokoll für Bearbeitungsanfragen, Genehmigungen und Veröffentlichungen einhalten“, so der Leiter des Büros.

Biden erweist Harris mit „Müll“-Satz einen Bärendienst

Das Weiße Haus wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP nicht zu den Änderungen äußern. Pressesprecher Andrew Bates sagte lediglich: „Der Präsident bestätigte in seinem Tweet, dass er sich auf die hasserfüllte Rhetorik des Komikers bei der Kundgebung im Madison Square Garden bezog.“

Der Präsident erweist mit seiner „Müll“-Aussage Kamala Harris (60) einen Bärendienst im Kampf ums Weiße Haus. Sie steht im krassen Widerspruch zu einer Rede der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Diese präsentierte sich nahezu zeitgleich als Versöhnerin und rief vor dem Weißen Haus dazu auf, Amerikaner mit unterschiedlichen Meinungen respektvoll zu behandeln.

Für die Republikaner ist der Biden-Patzer ein gefundenes Fressen. Donald Trump selbst posierte am nächsten Tag in einem Müllwagen und sagte zu seinen Anhängern: „Sie nennen euch Müll, weil sie euch die letzten vier Jahre wie Müll behandelt haben“.

Harris distanzierte sich schnell von Bidens Äußerungen: „Ich stimme keiner Kritik an Menschen zu, basierend darauf, für wen sie stimmen.“