An diesem Abend waren im ZDF gleich zwei Politiker zum Kreuzverhör geladen. Nachdem ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten (59) und ihre Vizin Anne Gellinek (63) Wirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) befragt hatten, folgte AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel.

Weidel erneuerte direkt ihr Koalitionsangebot an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz.

Der schließt eine Koalition mit der Rechtsaußenpartei aus, hat nach aktueller Insa-Umfrage allerdings auch nur eine „Kenia-Koalition“ mit SPD und Grünen als Regierungsoption.

Wegen Brandmauer „keine politische Wende möglich“

„Meine Hand ist ausgestreckt. Man kann in Verhandlungen eintreten“, sagte Weidel. „Ja, auch gerne als Juniorpartner“, fügte sie auf Nachfrage hinzu.

Weidel kritisierte, dass sich die Union mit der sogenannten Brandmauer in Koalitionen mit linken Parteien einzementiere. „Ich glaube, dass Friedrich Merz nicht mehr davon runtergeht und das ganz zum Schaden unseres Landes, weil dadurch keine politische Wende möglich sein wird.“

Weidel widerspricht führenden Wirtschaftsforschern

Weidel wurde von den Journalistinnen auch mit der ungeklärten Finanzierung ihres Parteiprogramms konfrontiert (bis zu 182 Milliarden Euro fehlen laut führenden Instituten).

Weidel, die studierte Volkswirtin ist, entgegnete, das Programm durchgerechnet zu haben. Für ihre Forderungen würden zwischen 100 und 110 Milliarden Euro gebraucht werden. Diese könne man „ganz einfach einsparen“, meint Weidel.

► Dafür plane die AfD Streichungen, u. a. von Subventionen (etwa fürs Klima), Entwicklungshilfe und Sozialleistungen für Ausländer. Zudem will Weidel Beamte und Politiker in die Rentenkasse einzahlen lassen und mit Familienpolitik für mehr Geburten sorgen.

Alle teuren Forderungen (u. a. 70 Prozent Rentenniveau, Steuerentlastungen für Familien) ihrer Partei seien so finanzierbar, beteuerte Weidel. Doch Fakt ist: Experten bezweifeln, dass die Vorschläge umsetzbar sind.

Weidels Ziel: 25 Prozent der Bundestags-Sitze

Weidel hofft bei der Bundestagswahl auf eine relevante Mandatsstärke ihrer Partei. „Ich glaube, wir werden ein sehr, sehr gutes Ergebnis einfahren, wir werden uns verdoppeln“, sagte Weidel.

Dann wurde sie konkret: „Wünschenswert, das muss ich Ihnen auch ganz offen sagen, wäre, wenn wir 25 Prozent der Bundestagssitze hätten, weil dann könnten wir alleine Untersuchungsausschüsse einleiten.“ Sie nannte als Beispiele für solche Ausschüsse den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie, die Sprengung der Ostsee-Gaspipelines Nord Stream von Russland nach Deutschland und den CumEx-Skandal, bei dem Investoren über Steuerabrechnungen zu Unrecht Milliarden an Steuergeld einstrichen.

In Umfragen liegt die AfD derzeit kontinuierlich bei gut 20 Prozent, bei der Bundestagswahl 2021 gewannen die Rechtspopulisten 10,4 Prozent der Stimmen.