Es ist Bayern-Tradition, dass die Bosse gelegentlich die Muskeln spielen lassen. Botschaft: Der Verein ist größer als jeder Spieler. In diesem Fall größer als Joshua Kimmich (30), der seine Zukunfts-Entscheidung seit Monaten aufschiebt und jetzt die Konsequenzen zu spüren bekommt.

Unvergessen: 2005 zog der Verein auf der Mitgliederversammlung ein Verlängerungs-Angebot bei Superstar Ballack zurück (für damalige Zeiten gewaltige 36 Millionen Euro Gehalt für vier Jahre). Der Anfang vom Ende: Ballack wechselte zu Chelsea.

Eine solche Entscheidung fällen die Bayern nicht aus dem Bauch heraus. Sie sind sich auch jetzt bewusst, dass der Beschluss, das Kimmich-Angebot zurückziehen, zur Trennung führen kann. Aus zwei Gründen sind die Bosse offensichtlich bereit, das in Kauf zu nehmen.

1. Sie trauen sich zu, zur Not auch ohne Kimmich im zentralen Mittelfeld zu bestehen!

Mit Pavlovic, Palhinha, Goretzka oder Laimer gibt es in der Tat Alternativen, die den Job allerdings eher als Arbeiter und nicht als Stratege und Leader ausüben würden. Das Bayern-Spiel würde sich gewiss ändern, möglicherweise schwerer auszurechnen sein oder aber an Dominanz verlieren. Da Kimmich ausgerechnet am Freitag in Stuttgart erstmals in dieser Saison verletzungsbedingt fehlt, wird sich jeder ein Bild machen können von einem FC Bayern ohne ihn.

2. Die Bayern-Kosten sollen mit aller Macht runter, um 2026 den 120-Millionen-plus-X-Euro-Angriff auf Florian Wirtz (21/Leverkusen) zu wagen!

Vereins-Legende und Strippenzieher Hoeneß hat seinen Traum, Wirtz und Musiala bei Bayern zu vereinen, bereits öffentlich gemacht. Der Leverkusener ist dieses Jahr nicht zu haben, kostet in Zukunft mindestens 120 Millionen Euro Ablöse und 25 Millionen Euro Gehalt.

Bislang ist es Sport-Vorstand Eberl indes nicht gelungen, die hoch bezahlten Verkaufskandidaten Coman, Gnabry und Goretzka an den Mann zu bringen, um die Finanzen aufzubessern. Mögliche Nicht-Verlängerungen von Kimmich und Sané, deren Verträge im Sommer auslaufen, würden immerhin etwa 40 Millionen Euro Gehalts-Volumen einsparen, die man fürs Wirtz-Paket gut gebrauchen könnte.

Fakt ist: Noch ist bei Bayern und Kimmich das letzte Wort nicht gesprochen. Klar ist aber: Eine Verlängerung ist nur noch zu Bayern-Bedingungen möglich. Ob Kimmich bereit wäre, diese Niederlage im Vertragspoker zu akzeptieren?