Das Märchen-Comeback!

486 Tage nach seinem letzten Länderspiel für die Nationalmannschaft (am 21. November 2023 beim 0:2 gegen Österreich) ist Rückkehrer Leon Goretzka (30) der gefeierte Held beim Nations-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen Italien (2:1).

Höhepunkt: der Siegtreffer! Nach einer Ecke von Kimmich schraubt sich Goretzka am ersten Pfosten in die Höhe und verlängert den Ball zum 2:1 ins lange Eck (76.).

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann (37) schwärmt und gibt dazu einen Ratschlag, was man von ihm lernen kann: „Es ist generell ratsam im Leben, nicht immer alles gleich hinzuwerfen. Wir werden durch dieses Vibe-Leben gebracht, schnell etwas Neues zu machen, wenn das alte nicht so gut ist. Leon hat bewiesen, dass es sich lohnt dranzubleiben, mal Täler zu durchschreiten und sich aus den vielen Diskussionen herauszuhalten – das, finde ich, war der cleverste Move von ihm, dass er sich nicht ständig geäußert und alles kommentiert hat. Weil es das leider auch nicht besser macht.“

Was Nagelsmann meint? Auch beim FC Bayern hatte Goretzka in den vergangenen zwei Jahren eine schwere Phase. Zweimal stand er auf der Münchner Verkaufsliste – im Sommer 2023 und auch vor dieser Saison. Zweimal stemmte sich Goretzka gegen seine Ausbootung. Er steckte alle Tiefschläge im Verein und beim DFB weg. Goretzka ackerte als Reservist im Training vorbildlich, machte keinen Stunk und nahm sich öffentlich zurück.

So auch, nachdem er von Nagelsmann im Mai 2024 nicht für die Heim-EM nominiert wurde. Die Unterhaltung damals soll lautstark und von Goretzka mit großem Ärger und Unverständnis geführt worden sein.

Leon Goretzka behielt seinen Ärger für sich und hing sich rein. Nach Bayern-Spielen sprach er so gut wie nie, wollte zu seiner Bayern-Rolle und möglichen Wechsel-Gedanken keine Auskunft geben.

Im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Rückspiel in Leverkusen, erklärte er dann: „Ja, es hat schon etwas schwierig angefangen mit weniger Spielzeiten, das hat ja jeder gesehen, dass ich zum Start in die Saison nicht allzu viel auf dem Platz stand. Und ich habe versucht, weiter dranzubleiben und meinen Job zu machen, im Training Gas zu geben und inzwischen stehe ich wieder etwas häufiger auf dem Platz. Darüber bin ich natürlich glücklich und zufrieden, und so darf es gerne weitergehen.“

Sein Auftreten kam sowohl bei den Bayern-Bossen als auch beim DFB gut an. Jetzt ist er plötzlich auch wieder Stammspieler in München (es besteht sogar die Chance auf eine Vertragsverlängerung) und der Held im DFB-Dress.

Dazu passt: Auch in Mailand sprach er am Donnerstagabend nicht in der Mixed Zone, nur kurz in der ARD direkt nach dem Spiel. Goretzka: „Es war sehr schön. Bei der Nationalhymne hat es mich mehr gepackt, als ich gedacht habe. Ich bin sehr glücklich, hier heute gespielt zu haben.“