Jetzt steht es endgültig fest: Die Union zieht mit CDU-Chef Friedrich Merz (68) in den Kampf ums Kanzleramt. CSU-Chef Markus Söder (57) akzeptiert. Nach eigenen Worten sogar „ohne Zähneknirschen“.

Und das, obwohl der Bayern-Boss schon seit Monaten in Umfragen beliebter ist. Warum also setzt die Union trotzdem auf Merz?

▶︎ Die Zahlen sprechen zunächst einmal für Söder. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (49, CDU), der sich am Montag selbst aus dem Rennen nahm, hat höhere Beliebtheitswerte als Merz.

▶︎ Im aktuellen Politiker-Ranking des Meinungsforschungsinstituts Insa ist Söder mit einem Wert von 47,2 Prozent der beliebteste Unionspolitiker. Er liegt damit vor Wüst (43,9) und Merz mit 42,2 Prozent.

Eine Insa-Umfrage vom 9. September ergab außerdem, dass sich doppelt so viele Wähler für die Union entscheiden würde, wenn der Kanzlerkandidat Söder hieße.

Nominierung von Merz ist „machtpolitische“ Entscheidung

„Die Entscheidung für Merz ist keine demoskopische – also durch Meinungsumfragen – ermittelte Entscheidung, sondern eine machtpolitische“, sagt Insa-Chef Hermann Binkert zu BILD. Für die Union insgesamt sei die Stimmung in der CDU deutlich wichtiger als die in der CSU, die nur in Bayern antritt.

Das belegen auch Informationen, die BILD aus verschiedenen Landesverbänden der CDU bekam. Demnach habe Söder lange versucht, auch außerhalb Bayerns in der CDU Unterstützer für seine Kanzler-Ambitionen zu finden. Er habe aber niemanden gefunden – keiner aus den vorderen Parteireihen sei bereit gewesen, ihm öffentlich beizuspringen.

Spätestens nach der Erklärung von NRW-Chef Wüst, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten und Merz zu unterstützen, war klar: Söder hat in der K-Frage keine Chance mehr. „Die CDU hat als größere Schwester klar das erste Zugriffsrecht“, gab Söder am Dienstag klein bei. „Friedrich Merz macht davon Gebrauch.“

Die Festlegung auf einen Kandidaten dürfte für die Wahlaussichten für die CDU/CSU bei der Bundestagswahl insgesamt auch förderlich sein, meint Meinungsforscher Binkert: „Wenn es jetzt Klarheit gibt, werden sich die Unionsanhänger hinter einem Kandidaten sammeln.“

Auch für die Wahlchancen gegen den amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz sei die Entscheidung für Merz hilfreich. „Diejenigen, die bisher keinen von beiden wählen wollten, weil sie für Söder oder Wüst waren, dürften jetzt eher zu Merz tendieren als zu Scholz.“