Was es nicht alles über den Lieblingstrank der Deutschen zu erfahren gibt: 3,4 Tassen Kaffeegetränke gönnen sich die Bundesbürger am Tag. Männer trinken eine halbe Tasse mehr als Frauen. Der Pro-Kopf-Konsum von Bohnenkaffee lag im vergangenen Jahr bei 167 Litern.
Kein anderes Getränk kommt an diesen Wert heran, Mineralwasser folgt mit 123 Litern auf Rang zwei. Zur Veredelung des Heißgetränks greifen 31 Prozent der Kaffeetrinker zu fettarmer Milch, 25 Prozent zur Zuckerdose. Hafermilch ist dagegen nur bei neun Prozent der Konsumenten die beliebteste Ergänzung.
Ermittelt haben diese Daten der Kaffeeröster Tchibo, der Verlag Brand Eins und das Datenportal Statista in einer gemeinsamen Befragung in diesem Frühjahr von 1500 Kaffeetrinkern in Deutschland zwischen 18 und 75 Jahren. Doch den Punkt, wie lange wir noch Kaffeebohnen zu vergleichsweise günstigen Preisen bekommen werden, kann der Report nicht erhellen – verständlicherweise.
Zwar ist der Einfluss des Klimas sowie veränderter Wetterlagen auf den weltweiten Kaffeeanbau unter den meisten Experten unstrittig. Doch in welchen Jahren und in welchem Ausmaß die Auswirkungen am Kaffeemarkt zu spüren sein werden, ist offen. Absehbar ist jedoch, dass die Anbaumengen geringer und die Preise höher ausfallen werden.
Laut dem World Coffee Research wird sich die heutige Erntemenge beim Kaffee bis zum Jahr 2050 halbieren. In dem US-Institut sind 190 Kaffeeunternehmen aus 30 Ländern organisiert. Eine Ausweitung der Anbaugebiete ist nur begrenzt möglich, denn die Bohnen wachsen ausschließlich in den Ländern entlang des Äquators. Rund 80 Prozent des weltweit gehandelten Kaffees stammen deshalb aus lediglich sechs Anbauländern: Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien, Äthiopien und Honduras.
Entscheidend für den Erfolg der Ernte sind die Zahl der Sonnenstunden und die Regenmenge. Steigende Temperaturen in einer Region führen auf den Plantagen zu Trockenheit und in der Folge zu Ausfällen beim Ertrag. So sank die Produktion dem Tchibo-Kaffeereport zufolge 2022 in zehn der 21 wichtigsten Anbauländer gegenüber dem Vorjahr. Lediglich in den Ländern Elfenbeinküste, Nicaragua, El Salvador und Vietnam nimmt die Kaffeeproduktion noch deutlich zu.
Gleichzeitig allerdings steigt weltweit die Nachfrage nach Kaffee. Der stärkste Zuwachs im Pro-Kopf-Absatz bis zum Jahr 2028 wird – in dieser Reihenfolge – für Asien, Amerika, Australien und Afrika erwartet. Dies treibt schon jetzt die Rohkaffeepreise an. An den Börsen reagieren sie mit Aufschlägen, wenn zum Beispiel eine Frostperiode in Brasilien droht, die Ernte zu beeinträchtigen.
Als Reaktion zu den sich verändernden Anbaubedingungen lassen Institute wie World Coffee Research an Kaffeepflanzen forschen. „Neue Züchtungen müssen einen Temperaturanstieg um drei Grad verkraften und dann noch Mengen in hoher Qualität liefern können“, sagt Thomas Eckel, Eigentümer der Murnauer Kaffeerösterei. Er besucht regelmäßig Kaffeebauern in Lateinamerika und ist ausgebildeter „Q-Grader“. Diese Experten, von denen es weltweit nur ein paar Dutzend gibt, bewerten Kaffeesorten.
Geforscht wird mit Hybridpflanzen, also Kreuzungen von Sorten, aus dem Gewächshaus. Acht große Anbauländer sind daran beteiligt. „Es wird 20 Jahre dauern“, erklärt Eckel, „bis die Abfolge der Generationen der Setzlinge ausreicht und neue Züchtungen die Marktreife erreicht haben.“ Keine guten Aussichten für das Lieblingsgetränk der Deutschen also.