Wahlerfolge im Osten, die Umfragen klettern seit Wochen, liegen aktuell bei bis zu 22 Prozent. Viel Öffentlichkeit dank Elon Musk. Für die Rechtsaußen-Partei AfD läuft es. Dabei gelten mehrere Landesverbände laut Verfassungsschutz als rechtsextrem. In ihren Reihen finden sich höchst umstrittene Figuren wie Björn Höcke.

Der ist für viele der rechte Schwefelbruder schlechthin. Seine Anhänger dagegen sind Björn Höcke auf bisweilen bizarre Art ergeben. Doch der Stern des Thüringer AfD-Landeschefs und ultrarechten Strippenziehers sinkt.

Dabei galt sein Netzwerk lange als das eigentliche Machtzentrum der Partei. Personalentscheidungen, Programmanträge, Listenplätze – an Höcke vorbei war praktisch nichts zu machen. Ein Fakt, den das Bundes-Führungsduo Alice Weidel (45) und Tino Chrupalla (49) lange zähneknirschend zur Kenntnis nahm, wie immer wieder aus ihrem Umfeld zu hören war.

Doch inzwischen ist es der Volkswirtin aus dem Westen (mit Wohnsitz in der Schweiz) und dem Malermeister aus Sachsen gelungen, den Mann mit Hang zu schwülstigem Nazi-Geschwurbel („Ich will, dass Deutschland eine tausendjährige Zukunft hat“) zurückzustutzen auf einen Landesvorsitzenden aus der Provinz.

Spiel mit verteilten Rollen

Dabei wähnte sich Höcke erst im September auf der Überholspur, fuhr bei der Landtagswahl in Thüringen mit 34,3 Prozent das beste Wahlergebnis für die AfD ein. Doch schon im Vorfeld des Urnengangs waren Weidel und Chrupalla merklich auf Distanz gegangen, hatten gemeinsame Auftritte auf ein Minimum reduziert. „Sie lassen ihn einfach ins Leere laufen“, heißt es dazu aus der Partei. Und: sie spielen mit verteilten Rollen.

Chrupalla gibt im Osten konsequent den Russland-Versteher und Friedensengel, Weidel bespielt die West-Landesverbände, welche die „Affenliebe der Ossis zu Putin“ (so ein westdeutscher Landesvorsitzender) argwöhnisch beäugen. Dazwischen bleibt für Höcke kaum noch Platz.

Dazu kommt: Auch auf die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ – parteiinterne Bezeichnung „Höcke-Jugend“ – kann der Thüringer nicht mehr zählen. Weidel und Chrupalla setzten im Bundesvorstand durch, sich von der Truppe zu trennen, streben eine Neugründung an.

Auch Krah geht auf Distanz

Und: Selbst einst enge Gefährten gehen Höcke inzwischen von der Fahne.

AfD-Europa-Politiker Maximilian Krah (47) etwa orientiert sich neu und schließt andere Bündnisse. Der Skandalpolitiker mit mutmaßlicher Nähe zu Russland und China strebt neuerdings in den Bundestag, organisiert in Sachsen jetzt ausgerechnet mit AfD-Urgestein und Chrupalla-Intimus Alexander Gauland (83, kandidiert in Krahs Nachbarwahlkreis) eine gemeinsame Spendenkampagne.

Zugleich suchte der einstige Höcke-Verbündete zuletzt demonstrativ die Nähe zu den eigentlich Höcke-kritischen West-Landesverbänden. So hielt Krah erst am vergangenen Wochenende das Grußwort auf dem Landesparteitag der NRW-AfD.

Musk-Effekt und Merz-Schwäche

Der vermeintliche PR-Coup von Co-Sprecherin Weidel mit dem Musk-Gespräch am Donnerstagabend auf X war weniger spektakulär als AfD-intern erhofft. Zumal: intern werden der US-Milliardär und seinesgleichen vom Höcke-Lager gern als Teil „der globalistischen Elite“ und „Tech-Oligarchen“ bezeichnet, mit denen man eigentlich nicht gemeinsame Sache macht.

Unbezahlbar allerdings die Wirkung für die AfD. Denn aus Sicht von Weidel war die Aktion vor allem ein Signal nach außen. Ziel: die AfD aus der Schmuddelecke zu holen und politisch salonfähig zu machen.

In die Karten spielt ihr dabei auch die Schwäche der Union. Nicht umsonst war bei Merz zuletzt von Schlafwagen-Wahlkampf die Rede. Die Scharmützel zwischen Daniel Günther (51, „Statt einfach den Mund zu halten“) und Markus Söder (58, „um die eigenen Probleme kümmern“) taten ein Übriges.

All das zusammen zahlt aktuell auf das Konto der AfD ein und bringt sie – trotz Höcke – näher an ihr maximales Potenzial heran. Das sehen die Demoskopen des Meinungsforschungsinstituts INSA bei aktuell 27,5 Prozent. In den Umfragen steht die Partei derzeit bei 22 Prozent.