Wer soll die SPD in den Bundestagswahlkampf führen?
Erste SPD-Bundestagsabgeordnete fordern Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat statt Amtsinhaber Olaf Scholz. Das berichtet der „Spiegel“.
Konkret: SPD-Abgeordnete hätten den Kandidaten-Tausch bei einem Treffen des „Seeheimer Kreises“ (eher konservativer Flügel der SPD-Bundestagsfraktion) gefordert. Besonders kritisch soll sich der Abgeordnete Joe Weingarten (62) aus Rheinland-Pfalz geäußert haben. Olaf Scholz sei bei den Menschen im Land „unten durch“.
► Und zuletzt machte sogar Ex-SPD-Chef Franz Müntefering (84) klar, dass er Scholz als Kanzlerkandidaten nicht für gesetzt hält. „Eine Kanzlerkandidatur ist kein Selbstläufer und schon gar kein Vorrecht auf Wiederwahl“, sagte die Partei-Legende im „Tagesspiegel“-Interview.
Dennoch: Die amtierende SPD-Spitze steht geschlossen hinter Scholz, will keine Diskussion um die Kanzlerkandidatur aufkommen lassen.
▶︎ Die SPD-Chefs Lars Klingbeil (46) und Saskia Esken (63) sowie Fraktionschef Rolf Mützenich (65) halten Scholz für den richtigen Kandidaten.
▶︎ Gesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD) sagte im Podcast RONZHEIMER: „Olaf Scholz ist unser Kanzlerkandidat. Er ist aus meiner Sicht dafür optimal geeignet.“
Umfrage: Bevölkerung will Pistorius
Aber: Eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA für BILD am Sonntag zeigt: Die Mehrheit der Befragten will lieber Pistorius als Scholz im Kanzler-Rennen sehen. 45 Prozent aller Befragten sind eher für Pistorius, 35 Prozent für Scholz.
Brisant: Unter den SPD-Anhängern ist der Rückhalt für Pistorius noch größer! 59 Prozent der befragten SPD-Wähler fänden es gut, wenn Pistorius Kanzlerkandidat wäre, nur 28 Prozent sind für den Kanzler.
Dazu kommt: Mit Scholz’ Arbeit sind nur wenige zufrieden (magere 20 Prozent). Die überwältigende Mehrheit (72 Prozent) ist unzufrieden. Anders bei Pistorius: 45 Prozent sind mit ihm zufrieden, 34 Prozent nicht.
Und: Pistorius hätte in einem direkten Kanzler-Duell gegen CDU-Chef Friedrich Merz (69) und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55) bessere Karten als Scholz: 27 Prozent wären für Pistorius, 30 Prozent für Merz. Müssten sie zwischen Scholz, Habeck und Merz entscheiden, hätte der Kanzler nur 16 Prozent, Merz 32 Prozent.
Nach BILD-Informationen hat sich Scholz nach dem Ampel-Crash selbst geprüft, ob er noch der Richtige ist. Die Antwort war ein Ja. Und so plant die SPD-Zentrale weiter mit dem Kanzlerkandidaten Scholz.