Das kommt dann doch ein bisschen plötzlich! Schon einen Tag nach seinem offiziellen Start als Kanzlerkandidat der Union wird CDU-Chef Friedrich Merz (68) von einem besonders erbitterten Gegner überraschend bereitwillig unterstützt: Bodo Ramelow (68, Linke).
Bei Sandra Maischberger (55) erklärte Thüringens Noch-Ministerpräsident zu der eindeutigen Entscheidung für Merz: „Ich finde, dass die CDU jetzt mit ihm gut auf dem Weg ist. Ich wünsche ihm viel Erfolg!“
Denn, so Ramelow: Merz könne „konservative Kräfte wieder bündeln“, nachdem „ein Teil unseres Problems tatsächlich die Zerfaserung unserer Parteienlandschaft ist“.
„Ich kann mich nicht daran freuen, dass wir permanent neue Parteien haben, die dann andere wieder aufsaugen!“, gestand der Noch-Regierungschef. „Also das, was meine Partei gerade erlebt hat …“
Er selbst sei zwar „der einzige Spitzenkandidat, der sein Wahlmandat geholt hat“. Er habe „sogar in dieser Wahlniederlage meiner Partei noch zugelegt, sogar noch Stimmen dazugewonnen“.
ABER: Das BSW, die neue Wagenknecht-Partei, „hat uns komplett kannibalisiert“!
Auf Maischbergers Frage, ob er seiner früheren Parteigenossin das zugetraut habe, antwortete Ramelow grimmig: „Ich habe das Oskar zugetraut. Das ist der Plan der Familie Wagenknecht/Lafontaine! Dass eine Personenpartei gebildet worden ist, die wie eine mediale Flut über das Land geströmt ist!“
Ramelows Zorn: „Den ganzen Tag konnte ich in allen Medien das Gesicht von Sahra sehen. Es ging nur noch um Gefühle, es hatte mit Fakten gar nichts mehr zu tun. Es gab keine Talkshow, in der sie nicht war. Da wusste ich: Dagegen haben wir keine Chance.“
Das Versprechen des Ministerpräsidenten an seinen designierten Nachfolger Mario Voigt (47, CDU): „Ich habe Gespräche mit ihm geführt, wie ich mir die Amtsübergabe vorstelle. Ich bereite alles vor, damit Herr Voigt in der Zwischenzeit mit BSW und SPD seine Verhandlungen führen kann.“
Kleine Spitze: „Würde er mit uns verhandeln, hätten wir 50 Stimmen“, nicht nur die 44 von CDU, BSW und SPD. Und, so Ramelow weiter: „Wegen Frau Wagenknecht und der Kommunistischen Plattform hat die CDU einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegen die Linke gefasst. Jetzt reisen die CDU-Granden nach Berlin, um (bei Wagenknecht) Audienzen wahrzunehmen!“
„Am Tag der Ministerpräsidentenwahl werde ich Herrn Voigt meinen Pager (Personenrufempfänger, d.Red) übergeben, den Schlüssel zur Staatskanzlei“, versprach Ramelow zum Schluss. „Ich werde ihm auch vorher einen Haushaltsentwurf in den Landtag überweisen.“
Ramelows Wunsch: „Ich hoffe darauf, dass die CDU zusammen mit unseren Vertretern sich darauf verständigt, wer Landtagspräsident werden könnte.“ Er selbst stehe für Ämter in Land und Partei nicht mehr zur Verfügung, wohl aber für eventuelle Aufgabe als Schlichter in Arbeitskämpfen.
Zuvor hatte WDR-Talkmasterin Bettina Böttinger (68) kräftig Stimmung gegen Olaf Scholz gemacht: „In der SPD rumort es. Das ist ja auch kein Wunder, bei den Umfragewerten und dem Bild, das die Ampel abgibt. Er ist der Kanzler, und ich glaube nicht, dass er von seinen Beliebtheitswerten so einfach wegkommen kann.“
Denn, so die Moderatorin: „Politiker müssen auch das Gefühl vermitteln, dass sie verstehen, was die Menschen wollen. Das scheint an Scholz völlig vorbeizugehen. Ich könnte mir vorstellen, dass es da noch zu einem Wechsel kommt. Ich nenne den Namen Pistorius …“