Einem deutschen Auto-Riesen geht kräftig die Düse! Der angekündigte Sparkurs bei Volkswagen versetzt Angestellte in Schockstarre. Wie Anfang der Woche bekannt wurde, fällt bei VW sogar die jahrzehntealte Job-Garantie. Die Gründe für die Krise sucht der Konzern aber nicht bei sich selbst – und fordert stattdessen ein Aufweichen der EU-Klimaziele.

Aufsichtsratsboss Hans Dieter Pötsch hat bei den „Wiener Elektrotagen“ eine Lockerung der CO2-Flottenziele ins Spiel gebracht. Laut Redemanuskript sagte Pötsch: „Wir wissen heute, dass die Nachfrage nach Elektroautos in Europa weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Elektromobilität wird sich durchsetzen, aber es wird mehr Zeit brauchen. Deshalb müssen die CO2-Ziele für 2025, 2030 und 2035 adjustiert und an die Realität angepasst werden.“

Pötsch meint den Stufenplan, nach dem die Flotten der Autobauer sukzessive weniger CO2 ausstoßen sollen. Verstoßen sie dagegen, drohen hohe Strafzahlungen. Umgehen können sie diese nur, wenn sie ausreichend E-Autos produzieren.

Zulassungen bei E-Autos stürzen weiter ab

Das doppelte Dilemma aus Sicht von Pötsch: „Die Politik hat der Industrie Vorgaben gemacht, ohne dass die notwendige Infrastruktur vorhanden gewesen wäre und ohne darüber nachzudenken, ob die Kundinnen und Kunden da mitmachen.“ Auch andere Autohersteller hatten bereits mehr Spielraum von der EU-Kommission um Präsidentin Ursula von der Leyen gefordert.

Denn alle haben das gleiche Problem: Die Klimaregeln erhöhen nicht automatisch das Kaufinteresse. Im Juli wurden nur 30 762 neue E-Autos in Deutschland zugelassen – das sind ganze 36,8 Prozent weniger als im Juli 2023, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte.

Im direkten Vergleich zum Juni gab es einen Zulassungseinbruch von 30 Prozent. Der Anteil der E-Auto-Zulassungen an der Gesamtzahl lag im Juli bei nur 12,9 Prozent.

Experte: „ … dann wird man vom Markt verschwinden“

Aber lösen kriselnde Autokonzerne ihre wirtschaftlichen Probleme wirklich, indem der Elektro-Plan künstlich in die Länge gezogen wird?

Experten glauben: nein! Der Ökonom Jens Südekum (49, Uni Düsseldorf) gegenüber BILD: „Wenn man weiter rumschlingert und die alten Technologien einfach noch ein bisschen weiterlaufen lassen will, weil es bequemer ist, dann wird man vom Markt verschwinden. Dann kommen die Autos in Zukunft aus China.“

Dazu kommt: Mit seiner aktuellen E-Strategie läuft VW der Musik hinterher. Der Plan, eigene Software für seine Autos zu entwickeln, scheiterte. Und: Der Konzern baut noch keine E-Autos für kleine Budgets. Das mangelnde Kaufinteresse könnte auch darin begründet sein.