Mit viel Tamtam hatte Christian von Boetticher (53, CDU) sein Politik-Comeback angekündigt, wollte unbedingt zurück auf die ganz große Bühne. Der Bundestag sollte es sein. Doch schon bei der Listenaufstellung in Pinneberg (Schleswig-Holstein) scheiterte er bereits an der eigenen Partei – und zwar krachend!
Bitter: Von den 407 Wahlberechtigten hatten nur noch 47 Lust auf den ehemaligen CDU-Landesvorsitzenden im Norden. Es siegte mit Daniel Kölbl (31, holte 217 Stimmen) ein totaler Nobody.
Von Boetticher zu BILD: „Ich wollte ein Angebot mit meiner Erfahrung machen, weil wir schnell PS auf der Straße brauchen in den nächsten vier Jahren. Aber die Partei wollte einen Generationenwechsel, eine Verjüngung.“
Vor mehr als 13 Jahren erreichte er bundesweit Bekanntheit. Denn 2011 war der Politiker als Landes- und Fraktionschef in Schleswig-Holstein zurückgetreten, nachdem von Boetticher eine bereits 2010 beendete Affäre mit einer 16-Jährigen publik gemacht hatte. Die Beziehung war einvernehmlich und strafrechtlich nicht relevant. Doch Von Boetticher, eigentlich auf dem Weg Ministerpräsident zu werden, musste abtreten.
Seit einiger Zeit probiert er nun, politisch wieder durchzustarten – erfolglos. Bereits im Herbst 2023 hatte er es erstmals mit einer Rückkehr ins Rampenlicht versucht, trat bei der Kandidatenaufstellung für die Europawahl gegen Mandatsinhaber Niclas Herbst (53) an. Da verlor er mit 85 zu 145 Stimmen. Dieses Mal ging es in seinem Heimatkreis schief – und das umso deutlicher!
„Niemand verliert gerne, auch ich nicht. Und niemand verliert vor allem gerne so klar. Es war eindeutig. Das tut schon ein bisschen weh nach so vielen Jahren ehrenamtlicher Arbeit, die man in den Kreisvorstand hereingesteckt hat“, so Von Boetticher.
Ist der Traum der großen Polit-Karriere damit für immer ausgeträumt? Von Boetticher, mit großem Rednertalent gesegnet, räumt ein: „Vielleicht ist das so. Das ist dann auch nicht schlimm. Ich hätte gerne mit Friedrich Merz und Carsten Linnemann gearbeitet. Aber ich werde mich weiter kommunalpolitisch engagieren. Und ich bleibe CDUler durch und durch.“
Das Ende eines ewigen Politiktalents? Einen Seitenhieb auf die Parteifreunde kann er sich nicht verkneifen. Man habe sich für einen entscheiden, „der sich jetzt erstmal vier Jahre einarbeiten muss“.
Von Boetticher sagt, ihm „breche auch kein Zacken aus der Krone“, sein Aufwand für diese Kandidatur sei verhältnismäßig gering gewesen. Vielleicht war das das Problem.