Hat da einer den Schuss nicht gehört? Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (54, SPD) hat bei Louis Klamroth (35) den bisher verblüffendsten Kommentar über die Amtszeit von Noch-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) abgeliefert.
Schmidts grundsätzliche Einstellung: „Ob wir uns gut verstehen oder nicht verstehen, ob wir ein Bier oder ein Wasser oder einen Wein zusammen trinken, das ist egal für eine Koalition. Das muss egal sein.“
Dann aber folgte eine verwirrende Nachdeutung der lautstarken Streitereien, fiese Anwürfe und erbitterten Grabenkämpfe besonders in der letzten Ampel-Phase:
„In der Regierung war die Stimmung durchaus gut“, behauptete der Scholz-Vertraute mit todernster Miene, „das war nicht das Problem!“
Überraschung und Kopfschütteln in der Runde, doch der Minister blieb dabei: „Wir hatten drei fundamental bei vielen Punkten unterschiedlicher Meinung seiende Koalitionspartner“, erläuterte er und lobte: „Das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik!“
Sein zentrales Argument mit einem Blick zu seiner Sitznachbarin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (66, FDP):
„Frau Strack-Zimmermann und ich würden uns wahrscheinlich verstehen können. Aber wir werden bei bestimmten Fragen aus ideologischen oder grundsätzlichen Überlegungen heraus nicht zu Übereinstimmungen kommen.“
Schmidts eigene Lesart des Ampel-GAU:
„Die Kunst ist dann, einen Kompromiss trotzdem hinzukriegen. Und da kommt es nicht so sehr auf die Befindlichkeiten an. Wir haben das ja drei Jahre lang geschafft. Unter schwierigsten Bedingungen.“
Klima prima, bis Kasse leer?
Fazit des Ministers: „Das hat jetzt nichts damit zu tun, ob Herr Lindner und Herr Habeck und Herr Scholz gut miteinander klarkamen, oder ich, sondern da hatten wir unterschiedliche Meinungen, und das soll in der Demokratie dazugehören.“
Schmidt am Schluss zu CDU-Politiker Philipp Amthor (32):
„Der Wahlkampf ist vorbei. Lassen Sie uns über die Probleme und die Lösungen reden. Was jetzt gebraucht wird, ist die Fähigkeit zum Kompromiss. Ich kann das ja nur schildern, als jemand, der das jetzt drei Jahre lang intensiv betrieben hat, mit drei so unterschiedlichen Koalitionspartnern.“
Seine Warnung in Richtung des kommenden Kanzlers:
„Gerade wenn Sie als Regierungschef nicht in der Lage sind, Kompromisse zu schließen, fahren Sie das Ding voll gegen die Wand. Das ist, glaube ich, eine Fähigkeit, an der, sage ich mal vorsichtig als Rat, sollte Herr Merz noch ein bisschen arbeiten.“