Der frühere Chef der mächtigen Glaubenskongregation im Vatikan, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat sich als Anhänger von Donald Trump (78) geoutet. Der Zeitpunkt ist ungewöhnlich: Papst Franziskus (88) hat den neuen US-Präsidenten erst vor wenigen Tagen wegen seiner Massenausweisung von Migranten scharf kritisiert.

„Mir persönlich ist Donald Trump lieber als Joe Biden“, sagt nun der Kardinal aus Bayern gegenüber der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. Auf den Hinweis, dass Trump anders als Vorgänger Joe Biden (82) kein Katholik ist, antwortet Müller: „Besser ein guter Protestant als ein schlechter Katholik.“

Müller: „Trump wird der Kirche helfen“

Theologe Müller traf sich 2022 in den USA mit Trump zu einem Gespräch – später auch mit seinem Vizepräsidenten James David Vance, der als ultrarechter Katholik gilt. Müllers Überzeugung: „Trump wird der Kirche helfen.“

Der Republikaner vertrete „Werte des Naturrechts“, etwa „die Unverletzlichkeit des Lebens, die Bedeutung der Ehe, die Religionsfreiheit“. Und: „Er verfolgt die Idee eines Staates, der sich nicht in jeden Bereich des Lebens einmischt.“

Selbst Trumps Migrationspolitik müsse man differenziert betrachten: „Wenn er Kriminelle wegschickt, ist das gut. Wenn er sie lediglich als Ausländer ausweist, nicht.“

„Viele Kardinäle und Bischöfe denken wie ich“

Müller macht klar, dass Trump noch viel mehr Unterstützer hinter den Mauern des Kirchenstaates hat. „Viele Kardinäle und Bischöfe denken wie ich, auch wenn sie Angst haben, es zu sagen.“

Brisant ist das gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen, weil Trump Kritik des Papstes nun wohl kein größeres Kopfzerbrechen bereiten dürfte (zumal er eine Mehrheit der US-Katholiken hinter sich weiß). Zum anderen, weil Müller damit auch die katholische Kirche in Deutschland irritiert.

Die hat sich gerade erst ungewohnt scharf gegen die von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) vorangetrieben Verschärfungen im Asylrecht ausgesprochen – mit Argumenten, die auch gegen Trumps Migrationspolitik sprechen.

Hintergrund: Im Vatikan gibt es bereits seit der Amtszeit von Barack Obama eine Hinwendung zu den Republikanern, weil diese sich für Abtreibungsverbote einsetzen. Mit den – an Trump gescheiterten – Kandidatinnen Hillary Clinton und Kamala Harris fremdelte der seit jeher von alten Männern dominierte Kirchenstaat erst recht.