Washington – Die „Air Force One“, das Flugzeug des US-Präsidenten und „fliegendes Oval Office“, ist weltweit bekannt. Es gibt aber noch ein weiteres, weniger bekanntes Präsidentenflugzeug: die E-4B Nightwatch (Nachtwache). Sie wird wegen ihrer Fähigkeit, eine Atomexplosion zu überstehen, auch „Weltuntergangsflugzeug“ (Doomsday Jet) genannt.
Die E-4B wurde entwickelt, um im Falle eines nationalen Notstandes oder der Zerstörung von Kommando- und Kontrollzentren am Boden den Präsidenten, den Verteidigungsminister, die Stabschefs und andere hohe Beamte zu schützen und im schlimmsten Fall als militärische Kommandozentrale zu fungieren. Vier Stück gibt es aktuell, eines muss immer einsatzbereit sein. Doch die Flugzeuge sind schon jetzt in die Jahre gekommen und rund 50 Jahre alt.
Darum hat die US-Regierung den Auftrag zum Bau von gleich fünf neuen Weltuntergangsflugzeugen in Auftrag gegeben. Preis: exakt 13.080.890.647 Dollar, umgerechnet rund 12,38 Milliarden Euro.
Das Programm trägt die Bezeichnung Survival Airborne Operations Center (SAOC), den Auftrag an Land gezogen hat die Sierra Nevada Corporation mit Sitz in Sparks (US-Bundesstaat Nevada).
Als Basis des Fliegers dienen Maschinen vom Typ Boeing 747-8 (fliegt auch die Lufthansa). Diese werden zwar seit 2022 nicht mehr produziert, allerdings haben in der Corona-Pandemie viele Fluggesellschaften ihre „Jumbos“ aus Kostengründen ausgemustert. So auch Korean Airlines, die fünf ihrer stillgelegten 747-8 für 675 Millionen Dollar (639 Mio. Euro) an die Sierre Nevada Cooperation verkauft hat. Die Jets werden jetzt nach und nach zur fliegenden Kommandozentrale umgebaut, die Auslieferungen sind zwischen 2030 und 2036 geplant.
Sie halten atomaren Sprühregen aus und können eine Woche in der Luft bleiben
Das Hauptdeck ist in sechs Funktionsbereiche unterteilt: einen Kommandoarbeitsbereich, einen Konferenzraum, einen Besprechungsraum, einen Arbeitsbereich für das Operationsteam sowie Ruhebereiche mit Etagenbetten. Das Oberdeck besteht aus dem Flugdeck, einem Ruhebereich für die Besatzung und einem Loungebereich. An Bord der aktuellen Weltuntergangs-Flieger gibt es Platz für bis zu 111 Personen. In den deutlich größeren Maschinen vom Typ 747-8 dürften deutlich mehr Menschen abheben.
Weitere Besonderheiten: Nach dem Umbau sind die Jets stark gepanzert und können sowohl radioaktivem Regen als auch elektromagnetischen Angriffen standhalten. Da die Maschinen (15.000 Kilometer Reichweite) in der Luft betankt werden können, können sie bis zu einer Woche in der Luft bleiben.
Der Flugbetrieb der Jets ist teuer: Die Betriebskosten der aktuellen Weltuntergangs-Flieger betragen 159.529 US-Dollar pro Stunde (150.000 Euro), damit sind sie die teuersten Flugzeuge der US-Luftwaffe. Zum Vergleich: Würde man eine zivile Boeing 747 mieten, kostet die Flugstunde um die 20.000 Euro pro Stunde.
Übrigens: Der US-Flugzeughersteller Boeing hatte den Auftrag zum Bau der Doomsday Jets abgelehnt. Grund: Der Auftrag wurde zu einem Festpreis vergeben. Und da hat Boeing schlechte Erfahrungen gemacht: Aktuell baut der Konzern zwei neue „Air Force One“, die 2027 und 2028 ausgeliefert werden sollen. Mit dem Pentagon wurde ein Preis von 3,9 Milliarden Dollar vereinbart. Doch die Kosten beim Bau sind explodiert, Boeing macht mit dem Prestige-Projekt hohe Verluste. Weitere 8 Milliarden Dollar hatte Boeing mit dem Tanker KC-46, dem trägergestützten Tanker MQ-25 Stingray der Marine und dem Trainingsflugzeug T-7 Red Hawk der Luftwaffe verloren, die alle Festpreisverträge sind.