US-Streitkräfte reagieren auf Raketenbeschuss nahe Militärstützpunkt

Die US-Streitkräfte in Ostsyrien haben in der Nähe des Militärstützpunktes Euphrat nach eigenen Angaben einen Selbstverteidigungsangriff gestartet. Der Angriff erfolgte, nachdem Raketen und Mörser in der Nähe des Stützpunktes eingeschlagen waren, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, mit. Diese hätten aber keine „klare und unmittelbare Gefahr“ für die US-Truppen dargestellt. 

Das US-Militär attackierte demnach drei mobile Raketenwerfer und einen T-64-Panzer. Das Verteidigungsministerium prüfe derzeit noch, wer für die Angriffe verantwortlich sei, da sowohl vom Iran unterstützte Milizen als auch syrische Streitkräfte in dem Gebiet agiert hätten, sagte Ryder. 

Der Angriff auf das US-Militär steht demnach nicht im Zusammenhang mit der laufenden Offensive der Dschihadistengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und verbündeter Rebellengruppen. Diese haben seit dem vergangenen Mittwoch neben zahlreichen Ortschaften auch die Millionenstadt Aleppo nahezu vollständig unter ihre Kontrolle gebracht.

In Syrien sind derzeit etwa 900 US-Soldaten stationiert. Sie sind dort im Einsatz gegen Kämpfer des sogenannten „Islamischen Staats“.

Rebellen rücken bis zur viertgrößten Stadt Hama vor

Am Dienstagabend rückten die von den Islamisten der HTS angeführten Rebellen
nach Angaben von Aktivisten auf Syriens viertgrößte Stadt Hama vor. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) meldete, dass die HTS-Kämpfer „nun vor den Toren der Stadt Hama“
stehen würden und zudem einige Stadtviertel bombardiert hätten. Aufgrund
der Kämpfe sei Hama „von einer großen Vertreibungswelle betroffen“.

Einige
Familien würden in den Süden der Provinz oder weiter in die
Nachbarprovinz Homs fliehen. Auch aus dem Westen und Norden der Provinz
Hama seien bereits „Dutzende Familien“ vor den Kämpfen geflüchtet. Die
staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana zitierte syrische
Armeekreise mit den Worten, dass „große militärische Verstärkungen in
der Stadt Hama eingetroffen“ seien, um „die Kräfte an den Frontlinien zu
unterstützen und allen Angriffsversuchen entgegenzuwirken“.

Russland wirft Ukraine Unterstützung syrischer Dschihadisten vor

Russlands Botschafter bei den Vereinten Nationen warf der Ukraine derweil vor, die HTS zu unterstützen. Dies hätten die Rebellen „nicht nur (…) nicht verheimlicht (…), sondern sie stellen dies auch offen zur Schau“, sagte Wassili Nebensja am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat. Es gebe eine „erkennbare Spur“, die aufzeige, dass der ukrainische Militärgeheimdienst HUR „Kämpfer“ im Nordwesten Syriens mit Waffen versorge. Ukrainische Militärausbilder des HUR seien „vor Ort“ und bildeten HTS-Kämpfer „für Kampfhandlungen aus“, auch gegen russische Truppen in Syrien, führte Nebensja aus.

HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida.

In derselben Sitzung geriet Nebensja mit dem stellvertretenden UN-Botschafter der USA, Robert Wood, aneinander. Beide beschuldigten das jeweils andere Land, Terrorismus zu unterstützen. Wood beschuldigte die
Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und
Russlands, bei Angriffen auf Schulen und Krankenhäuser zivile
Opfer zu verursachen. „Wir machen uns keine Illusionen, dass
Washington jemals bereit sein wird, den internationalen
Terrorismus ernsthaft zu bekämpfen“, sagte daraufhin Nebensja

Putin ruft Erdoğan zu Wiederherstellung der Ordnung in Syrien auf

Die Lage in Syrien stand nach Angaben der russischen Regierung auch im Fokus eines Telefonats zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Demnach sagte Putin, die „terroristische Aggression gegen den syrischen Staat“ müsse schnell beendet werden. Die Türkei müsse ihre „Fähigkeiten in der Region“ einsetzen.

Russland hatte 2015 zugunsten des syrischen Machthabers in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen. Die Türkei unterstützte hingegen die Rebellen in Syrien, bemühte sich jedoch in den vergangenen Monaten um eine Annäherung an die Regierung des Nachbarlandes.

Erdoğan rief die syrische Regierung in Damaskus am Dienstag dazu auf, „sich an einem echten politischen Prozess zu beteiligen, um eine Eskalation der Lage zu vermeiden“. Im Nordosten Syriens hatten protürkische Kämpfer im Zuge der Rebellenoffensive kurdische Kämpfer angegriffen. Erdoğan erklärte, er habe „Maßnahmen“ ergriffen, um zu verhindern, dass die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von den Entwicklungen in Syrien profitiert.

Iran deutet Bereitschaft zu militärischer Unterstützung Assads an

Derweil hat der Iran Bereitschaft geäußert, Truppenentsendungen
in das verbündete Land zu „prüfen“. „Wenn uns die syrische Regierung
darum bittet, Truppen nach Syrien zu schicken,
werden wir diese Anfrage prüfen“, wurde Irans Außenminister Abbas
Araghtschi in seinem Kanal des Onlinedienstes Telegram aus
einem Interview mit der arabischsprachigen Zeitung zitiert.

Der Iran hatte sich bisher nicht in dieser
Deutlichkeit zu einer unmittelbaren Unterstützung syrischer
Regierungstruppen durch iranische Soldaten geäußert. Die Regierung in
Teheran bezeichnete die Offensive der Dschihadisten-Milizen als
israelisch-amerikanischen Versuch zur „Destabilisierung“ des Nahen
Ostens.