Tiflis – Sie hoffen, sie kämpfen, sie leiden. Erneut gingen zehntausend Menschen in Georgiens Hauptstadt Tiflis auf die Straße, um für einen proeuropäischen Kurs der Regierung zu demonstrieren. Und wieder kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Hinter ihnen: Wasserwerfer, die mit gleißend hellen Strahlern auf die Menschenmenge gerichtet sind. „Wir werden kämpfen, ihr Russenfreunde, und wenn es Monate dauert“, brüllt Daviti (24) der Polizeikette entgegen.
Straßenkampf mit Gasmaske
0:30 auf der Avenue Rustavelli. Wieder wird der Boulevard, der am Ende auf den Parlamentsplatz mündet, zum Schauplatz erbitterter Straßenkämpfe. Immer noch stehen tausende Menschen den bewaffneten Polizeieinheiten gegenüber.
Der Student trägt eine Gasmaske, in der rechten Hand hält er einen leicht gefüllten Wasserkanister – das wichtigste Utensil im Kampf gegen das beißende Reizgas. Daviti ist ein „Aufräumer“. „Die Patronen, die sie gegen uns abfeuern, müssen wir so schnell wie möglich aufsammeln und in die Flaschen stecken. So wird der Rauch neutralisiert“, sagt der Student.
Sie stürzen sich wie Abfangjäger auf die Gaspatronen
Dann bricht das Inferno los. Wie aus dem Nichts feuern einige Demonstranten Feuerwerkskörper auf die Polizeikette, gleichzeitig explodieren Tränengasgranaten in der Menge. Wer keine Maske trägt, kann nicht mehr atmen. Einige Demonstranten brechen zusammen, andere übergeben sich. Wie Abfangjäger stürzen sich Daviti und seine Freunde auf die Gasgranate und drücken sie in den Wasserkanister.
Auch die berüchtigten „Robocops“ stehen neben der Polizeikette. Jene Spezialeinheit, die in den vergangenen Wochen am brutalsten gegen Oppositionelle und Journalisten vorgegangen sind. Inzwischen sind mehr als dreihundert Menschen verhaftet worden. Auch in dieser Nacht kommt es wieder zu Festnahmen.
„Wir werden nie diese russische Ideologie akzeptieren“
Maria, eine Marketingassistentin, verhüllt aus Angst ihr Gesicht: „Wir wissen nicht, wie das alles hier ausgehen wird. Eins ist aber klar. Wir werden nie diese russische Ideologie hier dulden. Egal, was es kostet.“
Noch am Freitag lobte der georgianische Regierungschef Irakli Kobachidse seine Polizeieinheiten und Sicherheitskräfte: „Wir haben die Gewaltbereitschaft der Demonstranten erfolgreich neutralisiert.“