Angetrieben von den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen sowie der
allgemein angespannten Weltlage haben die 100 größten Rüstungskonzerne
der Erde im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr schwere Waffen
verkauft. Ihr Umsatz aus dem Verkauf von Rüstungsgütern und
Militärdienstleistungen stieg im Jahr 2023 um währungsbereinigte 4,2 Prozent auf insgesamt 632 Milliarden
US-Dollar (knapp 600 Milliarden Euro). Das teilte das Stockholmer
Friedensforschungsinstitut Sipri mit.
Viele Rüstungskonzerne hätten ihre Produktion
hochgefahren, um damit auf die wachsende Nachfrage nach Waffen zu
reagieren, hieß es von den Friedensforschern. 2024 dürfte sich der
deutliche Anstieg der Rüstungsverkäufe demnach weiter fortsetzen: „Die Rüstungseinnahmen der 100 größten
Waffenproduzenten spiegeln das Ausmaß der Nachfrage immer noch
nicht vollständig wider, und viele Unternehmen haben
Rekrutierungskampagnen gestartet, was darauf hindeutet, dass sie
optimistisch sind, was zukünftige Verkäufe angeht“, sagte
Sipri-Forscher Lorenzo Scarazzato.
Rüstungsindustrie passt sich an höhere Nachfrage an
Der Anstieg folgt auf einen
Rückgang der Rüstungsumsätze um 3,5 Prozent im Jahr 2022. Sipri führt diesen auf Arbeitskräftemangel, Probleme in der Lieferkette und
steigende Kosten zurück. Viele Unternehmen hatten aufgrund dieser Umstände Schwierigkeiten, die gestiegene Nachfrage nach dem
Einmarsch Russlands in die Ukraine zu befriedigen.
Etwa
die Hälfte der weltweiten Rüstungseinnahmen ging Sipri zufolge auf
das Konto von Konzernen mit Hauptsitz in den USA: Sie kamen nach einem
Anstieg um insgesamt 2,5 Prozent auf einen Gesamtwert von 317 Milliarden
US-Dollar (300 Milliarden Euro). Der Umsatz der
Marktführer Lockheed Martin und RTX ging jedoch leicht zurück. Dagegen konnten
laut Sipri „kleinere Hersteller besser auf die neue Nachfrage reagieren, die
durch die Kriege in Gaza und der Ukraine, die wachsenden
Spannungen in Ostasien und Aufrüstungsprogramme anderswo
entstanden ist“.
Mehr Einnahmen für Unternehmen in Russland und im Nahen Osten
Besonders starke Zuwächse beobachteten die
Friedensforscher allerdings vor allem bei Rüstungskonzernen aus Russland
und dem Nahen Osten. Die vier deutschen Konzerne unter den Top 100
kamen zusammen auf einen Anstieg um 7,5 Prozent auf insgesamt 10,7
Milliarden US-Dollar (10,1 Milliarden Euro).
Europäische Unternehmen verzeichneten im Jahr 2023 insgesamt einen nahezu unveränderten
Gesamtumsatz von 133 Milliarden Dollar, aber die
Auftragseingänge stiegen sprunghaft an und einige Unternehmen
verzeichneten einen Nachfrageschub im Zusammenhang mit dem Krieg
in der Ukraine. Die russischen Unternehmen, einschließlich des
Staatskonzerns Rostec, verzeichneten den größten gemeinsamen
Anstieg von 40 Prozent auf 26 Milliarden US-Dollar.