Die Vertrauensfrage war der Startschuss in den Neuwahl-Wahlkampf. Auch für den noch amtierenden SPD-Kanzler. Olaf Scholz zeigt Härte bis über die Motz-Grenze. Ist das Taktik? Oder verliert er die Nerven? Das war eine der großen Fragen dieser Woche. Klar scheint: Die Wähler mögen beides nicht.
Noch in der Debatte am Montag hatte Scholz heftig gegen die FDP gekeilt, attestierte dem Chef-Liberalen Christian Lindner mangelnde „sittliche Reife“, warf ihm „Sabotage der eigenen Regierung“ vor. Seine eigene Partei-Chefin Saskia Esken (63) ließ Scholz einfach stehen. Im ZDF-„heute journal“ ging er am selben Abend schließlich auf den Kanzlerkandidaten der Union los: „Fritze Merz erzählt gern Tünkram (Plattdeutsch für Unsinn, d.R.) .“
Heute kommt nun die Quittung. 75 Prozent der Deutschen sagen: Scholz ist kein guter Kanzler! Das zeigen die Umfragen des aktuellen ARD-Deutschlandtrends.
Die anderen Spitzenkandidaten kommen allerdings auch nicht viel besser weg: Für sechs von zehn Deutschen (60 Prozent) wäre Friedrich Merz ebenfalls kein guter Kanzler. Nur 28 Prozent sind überzeugt, Merz wäre geeignet für das Amt.
Für 27 Prozent wäre Robert Habeck (55) von den Grünen ein guter Kanzler, auf fast zwei Drittel (64 Prozent) trifft das nicht zu. Jeder sechste Wahlberechtigte (17 Prozent) traut Alice Weidel (45) von der AfD zu, eine gute Kanzlerin zu sein. 71 Prozent halten von ihr nichts.
Die Ergebnisse sind Teil einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap unter 1336 Wahlberechtigten für den ARD-Deutschlandtrend von Montag bis Mittwoch in dieser Woche.
SPD verliert zwei Prozentpunkte
Die Ergebnisse zeigen auch, wie die Deutschen wählen würden, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre.
▶︎ Die SPD käme aktuell auf 14 Prozent. Damit verliert sie gegenüber Anfang Dezember in dieser Frage zwei Prozentpunkte.
▶︎ Die Union verbessert sich leicht auf 33 Prozent (+1) und wäre derzeit klar stärkste Kraft. Die Grünen bleiben unverändert bei 14 Prozent und lägen damit gleichauf mit der SPD.
▶︎ Ganz dicke kommt es für die FDP. Die Liberalen büßen einen Punkt ein und lägen mit derzeit 3 Prozent unterhalb der Mandatsschwelle.
▶︎ Die AfD verbessert sich leicht auf 19 Prozent (+1) und wäre damit zweitstärkste Kraft. Die Linke bleibt mit 3 Prozent unterhalb der Fünfprozenthürde.
▶︎ Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht aktuell 5 Prozent (+/-0).
Weidel und Habeck: Größte Zustimmung in der eigenen Partei
In der Gunst ihrer jeweils eigenen Parteianhänger liegen Alice Weidel und Robert Habeck weit vorn.
Vier von fünf AfD-Wählern (82 Prozent) finden, Weidel wäre eine gute Bundeskanzlerin. Ebenfalls vier von fünf Grünen-Anhänger (81 Prozent) sind überzeugt, Robert Habeck wäre ein guter Kanzler.
Bei SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sind es 65 Prozent, beim Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz 64 Prozent.