Turbo-Vormarsch der russischen Armee im ukrainischen Donbas. Doch der ukrainische Rückzug macht die Russen nervös.
Binnen vier Wochen haben russische Truppen im zentralen Frontbereich der ukrainischen Region Donezk mehr als 200 Quadratkilometer Boden gut gemacht. Dabei eroberten sie mehr als 15 Dörfer in die Kleinstadt Nowohrodiwka. Letztere fast ohne Gegenwehr in nur drei Tagen.
Ein ungewohnt einfacher Vormarsch, der mittlerweile sogar Russlands Kreml-loyale Kriegsblogger misstrauisch macht.
Sie riechen eine Falle und glauben, dass die Ukraine noch ein mächtiges Ass im Ärmel haben könnte, mit dem sie Russland – ähnlich wie mir der Kursk-Offensive Anfang August – böse überraschen könnte.
„Ist das wirklich der Zusammenbruch der Front, auf den wir gewartet haben“, fragt Russen-Blogger „Verum Regnum“ und fügt hinzu: „Ich wünschte, es wäre so, aber die Erfahrung erlaubt mir nicht, diesen Gedanken zu hegen. Es gibt einen Haken.“
▶︎ Auch der russische Propagandist Jewgeni Norin ist skeptisch. „Unsere Truppen drängen auf Selidowe, sie drängen auf Pokrowsk, und an einigen Stellen gibt der Feind einen Teil der Stellungen auf“, so seine Analyse der Lage.
Dann aber gibt er zu bedenken, er wisse mit Sicherheit“, dass die ukrainische Armee über „fünf Brigaden“ (etwa 10 000 Soldaten, d. Red.) verfüge, die aktuell nicht an der Front eingesetzt würden. Dies bedeute, dass die ukrainische Armee „beabsichtigt, an einem anderen Ort eine Reserve einzusetzen“.
Norin warnt: „Dass sie die Reserven nicht im Donbass einsetzen, bedeutet das, dass sie sie für etwas anderes aufsparen. Klartext: Der Russe befürchtet eine erneute ukrainische Überraschungsoffensive.
▶︎ Ähnlich sieht es der russische „Medienspezialist“ und „Veteran des nördlichen Militärbezirks“ Ilja Jansen.
Auch er jubelt, es sei „gut, dass sich die Ukrainer im Donbas so leicht zurückziehen und auch noch lauthals über ihre Misserfolge schreien. In den Richtungen, in die wir jetzt erfolgreich vorstoßen, überlässt uns die Ukraine buchstäblich wichtige Städte und zieht ihre Reserven weiter weg“.
Doch auch Jansen warnt, die Ukraine werde „auf eine etwas andere Weise handeln“.
Der russische Propagandist erklärt: „Wenn ich richtig liege, werden sie sich nicht darauf konzentrieren, ihr Territorium zu verteidigen, sondern uns immer mehr schmerzhafte Schläge zu versetzen – sowohl mit militärischen als auch mit terroristischen Methoden.“