Mehr als zwei Jahre lang verteidigten ukrainische Truppen die Bergbaustadt Wuhledar in der Region Donezk im Osten der Ukraine erfolgreich und hielten sie als wichtigen Vorposten. Jetzt lassen Putins Invasoren auf den stark zerstörten Gebäuden der Stadt die russische Flagge wehen.
Das ukrainische Militär bestätigte am Mittwoch, was sich über die letzten Wochen angedeutet hatte: Die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) ziehen sich aus Wuhledar zurück. Nach mehrmonatigen Angriffen rückten die Soldaten des Kreml-Diktators Wladimir Putin (71) in die Stadt ein, die sie vorher fast dem Erdboden gleich gemacht hatten.
► Russische Militärblogs veröffentlichten Fotos von russischen Flaggen als Beweis für die Eroberung. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert. Vor dem Krieg hatte die Stadt rund 15 000 Einwohner.
Ukraine will Personal und Material schonen
In einer Mitteilung der für die Region Donezk zuständige Spezialeinheit hieß es, der Rückzug erfolge, um „das militärische Personal und die Ausrüstung zu schützen“.
Weiter schrieben die Verantwortlichen bei Telegram, aufgrund der „gegnerischen Aktionen“ habe die Gefahr bestanden, „dass die Stadt eingekesselt“ werde: „In dem Versuch, die Stadt um jeden Preis unter Kontrolle zu bringen, wurden die Reserven angewiesen, flankierende Angriffe durchzuführen, die die Verteidigung der Einheiten der Streitkräfte der Ukraine erschöpften.“
Für Wuhledar zahlte Putin einen hohen Preis
Schon seit geraumer Zeit hatte Russland versucht, Wuhledar einzunehmen, jedoch waren alle Versuche mit hohen Verlusten verbunden. Zuletzt hatte sich die Schlinge jedoch immer mehr zugezogen: Russische Truppen attackierten die Stadt aus drei Himmelsrichtungen – nur Richtung Norden blieb noch ein kleiner Korridor für die ukrainische Versorgung übrig.
Vor wenigen Tagen kündigte sich dann die baldige Eroberung durch die Russen an: Wieder ließ Putin die Stadt aus der Luft angreifen, außerdem warfen Drohnen Flugblätter mit der Aufforderung zur Aufgabe ab.
Der ukrainische Rückzug aus Wuhledar ist einer der bedeutendsten Geländegewinne für die russischen Truppen bei ihrem seit Monaten andauernden Vorstoß im Osten der Ukraine.
Die russische Eroberung ist ein weiterer Beleg für die seit Wochen bröckelnde Verteidigung der ukrainischen Truppen im Südosten des Landes. Viele Experten machen die Kursk-Offensive verantwortlich, für die Kiew bis zu 20 000 Soldaten in den Westen Russlands entsandt hat. Seit Anfang August fehlen diese Elite-Truppen bei der Verteidigung.