Ulm (Baden-Württemberg) – Fast jeder kennt die Übungspuppen aus dem Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz. Doch solche Dummys reichen den Soldaten aus der Ukraine nicht aus. Sie brauchen Gummi-Kameraden, die schwitzen, stöhnen und bluten. Und die kosten richtig Geld.

Bis Ende des Jahres sollen 20 000 Ukrainer bei der Bundeswehr diverse Ausbildungen absolviert haben, davon einige Hundert zum Erste-Hilfe-Spezialisten „Combat Medic“ (deutsch: Gefechts-Sani).

So können sie im Krieg gegen die russischen Invasoren an verwundeten Kameraden und Kameradinnen bestmögliche Erste Hilfe leisten.

Front-Horror so realistisch wie möglich

Aber wie simuliert man zerfetzte Glieder, aufgerissene Bauchdecken, blutende Schusswunden?

Ausbilderin Alena (28) sagt: „Fünf Trauma-Puppen für jeweils 100 000 Euro wurden von der Ukraine angeschafft, mit denen die Erste-Hilfe-Situationen im Kampf so realitätsnah wie möglich geübt werden können.“

Das Grauen wird per Tablet gesteuert

Der „Simman 3G plus“ (deutsch: „Simulationsmensch“) ist aus Silicon, wiegt 80 Kilogramm und macht alles, was ein verwundeter Soldat unter höllischen Schmerzen so tun würde.

Die Puppe stöhnt und schreit. Sie schwitzt. Sie blutet aus ihren Wunden. Ihre Hände zittern. Sie kann auch urinieren oder sich übergeben. Der simulierte Horror wird über ein angeschlossenes Tablet gesteuert.

Tanks für künstliches Blut und Schweiß

Oberstleutnant Stefan-Thomas Klose (62): „In der Puppe befinden sich für die Körperfunktionen verschiedene Flüssigkeits-Tanks, die nachgefüllt werden können.“

Ein weiterer Gummi-Kamerad, der bei der Ausbildung bei Ulm (Baden-Württemberg) eingesetzt wird, hat einen Beinstumpf mit Knochenattrappe wie bei einem Tretminen-Opfer. Auf Knopfdruck spritzt das Blut aus der Wunde durch die Luft.

Todesursache Nr. 1 ist Verbluten

Ausbilderin Alena: „Wer Schreie und spritzendes Blut an der Simulationspuppe erlebt hat, wird im Ernstfall hoffentlich besser damit umgehen können und einen kühlen Kopf für die Rettung von Verwundeten bewahren.“

Generalarzt Dr. Jürgen Meyer (55): „Haupttodesursache an der Front ist das Verbluten. Deshalb ist es wichtig, dass ein Verwundeter in den ersten Minuten so schnell und optimal wie möglich versorgt wird.“

Eine ukrainische Soldatin (35), deren Kampfname „Mütterchen“ lautet, sagt zu BILD: „Vor dem Krieg habe ich als Kindergärtnerin gearbeitet. Ich bin Patriotin und ziehe deshalb in den Kampf. Diese Ausbildung wird mir an der Front helfen, Menschenleben zu retten.“