Gestern Russland, heute Nahost, morgen China? Donald Trump pokert. Nicht mit Chips, sondern mit der Weltordnung. Teils öffentlich, teils geheim lässt er mit allen großen Gegnern Amerikas verhandeln.

Er hat einen Handelskrieg mit China losgebrochen. Er führt Friedensverhandlungen mit dem Kreml. Und er will einen neuen Atom-Deal mit dem iranischen Regime.

Sein Ziel: ein globales Geflecht an Einzeldeals, das Amerikas Interessen sichert – und seinen eigenen Anspruch als „Dealmaker“ unterstreicht.

Dabei setzt Trump auf einen Mann, der vor seiner Präsidentschaft kaum öffentlich in Erscheinung trat: Steve Witkoff, Vertrauter des Präsidenten und Sondergesandter für heikle Gespräche.

Diplomatenlegende Wolfgang Ischinger (79) sagt zu BILD: „Die Rolle Wittkoffs ist freilich nicht die des klassischen Unterhändlers mit Expertenwissen, Delegation und Verhandlungsmandat, sondern die des Sondierers.“

▶︎ Konkrete Ergebnisse? Fehlanzeige. Zwar besetzte Russland seinen Botschaftsposten in Washington nach fünf Monaten Leere neu, um die gegenseitigen Beziehungen zu verbessern. In allen wesentlichen Krisen – Ukraine, Iran, Handelskrieg mit China – bleibt es bei indirekten Kontakten, ohne substanziellen Fortschritt.

Ischinger erklärt die Trump-Methode

„Da diese Sondierungen bisher im Format von sogenannten Proximity-Talks stattfinden, also als indirekte Verhandlungen, sind konkrete und schriftlich festzuhaltende Ergebnisse auch nur ganz besonders schwer zu erzielen“, so Ischinger.

Der Vorteil für Trump: Er kann sondieren, ohne sich festzulegen. „Solche Sondierungsformate können ohne Weiteres fortgesetzt werden, ohne dass etwa ein Scheitern erklärt werden muss.“

Der Nachteil: Russland und Iran nutzen die Gespräche, um Zeit zu gewinnen – oder neue Forderungen zu stellen. Und: „Die USA führen diese Sondierungsgespräche ohne Einbeziehung ihrer europäischen und anderen Partner“, warnt Ischinger. Das könnte später bei der Umsetzung zum ernsten Problem werden.

Während Witkoff sondiert, denkt Trump größer: Er will geopolitische Blöcke aufbrechen, allen voran die strategische Achse zwischen Russland und China.

Der USA-Experte Josef Braml erklärt: „Dank der westlichen Sanktionen ist Russland derzeit stark von China abhängig.“ Doch diese Partnerschaft sei nicht frei von Spannungen. „Trump versucht auszunutzen, dass Russland und China historisch ein gewisses Misstrauen zueinander haben“, so Braml.

Moskau gefällt die Rolle des „Juniorpartners“ nicht – genau da setzt Trump an. Mit wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Angeboten will er Russland eine Alternative zur Abhängigkeit von Peking bieten.

▶︎ Der mögliche Preis, den primär Europa zu zählen hätte: Zugeständnisse im Ukraine-Krieg.

„Trump strebt eine schnelle Beendigung des Ukraine-Kriegs an, möglicherweise durch Zugeständnisse an Russland, wie die Anerkennung von Gebietsansprüchen (z. B. Krim und Donbas)“, sagt Braml. Für Moskau wäre das ein geopolitischer Teilerfolg – und ein Anreiz, sich vorsichtig von China zu lösen.

Was Trump betreibt, ist kein Masterplan, aber hat Methode: Mit parallelen Gesprächen an mehreren Fronten schafft er Druck, Optionen – und Verwirrung.

▶︎ Jede Annäherung an Russland könnte Auswirkungen auf die Gespräche mit Iran haben. Jede Bewegung im Nahen Osten könnte wiederum China unter Zugzwang setzen.