Eigentlich sind sie sich in herzlicher Abneigung verbunden. Noch-US-Präsident Joe Biden und sein Nachfolger Donald Trump können einander nicht ausstehen.

Nach dem historischen Geisel-Abkommen zwischen Israel und der Hamas feierten sich beide für den Deal. Trump erklärte als Erstes, der Deal sei sein Verdienst. Biden erwiderte, das sei ein „Witz“ und will selbst die entscheidende Triebkraft hinter dem Abkommen sein.

Jetzt kommt raus: Womöglich haben beide recht!

Wie die US-Nachrichtenseite Axios berichtet, haben Biden und Trump für den Deal zusammengearbeitet. Axios beruft sich seinerseits auf Quellen unter US-Diplomaten sowie aus Katar und Israel, die dem Portal bestätigt haben sollen, ein Deal wäre ohne die Zusammenarbeit beider Regierungen nicht möglich gewesen.

So soll der Deal zustande gekommen sein

Biden soll Trump bei ihrem Treffen im Oval Office nach Trumps Wahlsieg im November vorgeschlagen haben, gemeinsam an einem Deal zu arbeiten. Trump stimmte zu. Daraufhin traf sich Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan (48) und US-Nahost-Koordinator Brett McGurk (51) mit Trumps Team, um das gemeinsame Vorgehen abzustimmen.

Schon unmittelbar nach Trumps Wahlsieg und noch vor dem Treffen mit Trump habe Biden gegenüber seinem Team das Ziel ausgegeben, einen Deal bis zum Ende seiner Präsidentschaft erreichen.

Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah Ende November habe laut einem israelischen Beamten den Korridor für den Deal verbessert.

▶︎Trump selbst schaltete sich Anfang Dezember öffentlich ein. Er erklärte auf seiner Internet-Plattform „Truth Social“ in für ihn typischer Rhetorik, im Nahen Osten werde die Hölle ausbrechen, sollten die Geiseln nicht bis zu seiner Amtsübernahme am 20. Januar freikommen. Offenbar fühlte sich auch Israels Premier Benjamin Netanjahu (75) davon angesprochen.

Wenige Tage später reisten Biden-Berater Sullivan und McGurk nach Israel, um Netanjahu zu treffen und auf ihn einzuwirken.

Trump seinerseits schickte Anfang Januar seinen Berater Steve Witkoff (67) in die Region. Auch der redete auf Netanjahu ein. Spätestens dann sei Netanjahu klargeworden, dass Trump einen Deal bis zum 20. Januar will.

Zum Showdown kam es schließlich Mitte Januar im katarischen Regierungssitz in Doha, der Hauptstadt des Landes.

Hamas-Vertreter im ersten Stock, Israelis im zweiten, US-Vermittler pendelten zwischen ihnen. Die Hamas soll bis tief in die Nacht neue Forderungen gestellt haben. US-Beamte wiesen sie zurück. Erst am Nachmittag des nächsten Tages stimmte die Hamas dem Geisel-Deal schließlich zu.

Der katarische Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani (44) bestätigte die Zusammenarbeit von Biden und Trump: „Wir haben gesehen, wie zwei US-Regierungen zusammenarbeiten.“ Das habe den Deal möglich gemacht.

Und Netanhaju? Der rief nach dem Deal sowohl Trump als auch Biden an, um sich bedanken – bei Trump klingelte das Telefon aber zuerst.