Der neue US-Präsident Donald Trump lässt keinen Zweifel daran, wer der starke Mann der mächtigsten Nation der Welt ist. In den meisten Fragen hängt Europa am Tropf der USA. Militärisch sind wir auf den Schutz des stärksten Nato-Partners angewiesen. Und nicht selten helfen uns Geheimdienst-Informationen der USA, um Terroranschläge abzuwehren.

▶︎ Doch bei welchen Punkten braucht Trump uns Europäer?

Eindämmung Russlands und des Nahen Ostens

► Stephan Bierling (62), Politik-Professor und Buchautor („Die Unvereinigten Staaten“): „Europa und Deutschland sind für Trump durchaus bedeutend. Wegen ihrer Lage, sowohl bei der Eindämmung Russlands als auch für Truppenbewegungen in den Nahen Osten.“

Weiter sagt er: „Das zweite Pfund für uns ist, dass Trump Europa als Druckmittel gegenüber China einsetzen könnte. Sollte China in der Taiwan-Frage weiter eskalieren oder sich das Land sogar einverleiben wollen, könnte Trump drohen, nicht nur den amerikanischen, sondern auch den europäischen Markt für Exporte aus China zu schließen.“

Dadurch wären 50 Prozent der chinesischen Ausfuhren weg, „was die dortige Wirtschaft ruinieren würde“, so Bierling.

Vernetzung gegen das offensive Auftreten Chinas

► Michael Link (61, FDP), früherer Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung: „Das immer offensivere Auftreten Chinas auf allen Kontinenten ist die größte außenpolitische Herausforderung für die USA. Um die Abhängigkeit in sicherheitsrelevanten Bereichen von China zu reduzieren, müssten die USA jetzt eigentlich stärker mit Europa zusammenarbeiten, nicht weniger.“

► Politikwissenschaftler Prof. Thomas Jäger (64, Uni Köln): „Militärisch und technologisch brauchen die USA uns nicht, das ist klar. Für uns wäre wichtig, dass Trump nicht nur die Bedeutung der Märkte versteht, sondern auch die geostrategische Bedeutung von Europa.“

Er ergänzt: „Denn bisher war es den USA immer wichtig, dass Eurasien nicht von einer Macht dominiert wird – denn das wäre China. Ob Trump das auch so sieht und versteht, ist aus meiner Sicht fraglich.“

Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen

► Simone Menne (64), Präsidentin der amerikanischen Handelskammer in Deutschland: „Präsident Trump ist ein erfahrener Politiker und weiß, dass der Handel Deutschlands mit den USA von rund 255 Mrd. Euro im letzten Jahr für beide Partner bedeutend ist. Für viele US-Unternehmen ist Deutschland ein sehr wichtiger Markt, und deutsche Unternehmen spielen mit Ihren Exporten in die USA (…) eine große Rolle.“