Solingen (NRW) – Eine ganze Stadt trauert! Neun Tage nachdem Syrer Issa al Hasan (26) bei einem islamistischen Terroranschlag drei Menschen tötete und acht zum Teil schwer verletzte, versammelten sich am Sonntagmittag Politiker und Trauernde zum Gedenken an die Opfer.
Um 11 Uhr begann die Trauerfeier im Theater- und Konzerthaus mit der Musik eines Streich-Quartetts. In Gläsern auf Ständern standen drei weiße Kerzen, die an die Toten erinnern sollen.
Bundeskanzler Olaf Scholz, Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, seine Frau Elke Büdenbender, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser nahmen in der ersten Reihe Platz.
Steinmeier war schon vor der Feier eingetroffen: In einem separaten Raum nahm er sich Zeit, um mit Angehörigen zu sprechen.
„Solingen beugt sich niemals dem Terror!“
OB Kurzbach eröffnete die Trauerfeier mit einer emotionalen Rede, richtete sein Wort an die Hinterbliebenen.
„Wir werden diejenigen nicht vergessen, die wir verloren haben. Und noch lange ist nicht jede Träne getrocknet“, sagte er. „Terroristen, die uns die Freude rauben wollen, dürfen niemals gewinnen.“
Es sei nicht nur ein Anschlag auf einem Platz, es sei ein Anschlag auf die freiheitliche Lebensart im Land. „Es traf Menschen in Solingen, aber es galt uns allen“, sagte er und dankte im Anschluss vor allem allen Rettungskräften, die es geschafft hatten, das Leben der Verletzten zu retten. Er habe dafür gebetet.
Mit den Worten „Wir sind Solingen! Solingen beugt sich niemals dem Terrorismus“, gibt er das Wort um 11.23 Uhr an Bundespräsident Steinmeier.
„So viel Schmerz, so viel Trauer, so viel Entsetzen“
Steinmeier sagte: „Mir fallen die Worte schwer. So viel Schmerz, so viel Trauer, so viel Entsetzen. (…) Es ist ein grauenvolles Verbrechen, begangen von einem Mann, der bei uns Schutz suchte und fand – und diesen Schutz so furchtbar missbraucht hat. Das ist unerträglich.“
Ministerpräsident verneigt sich vor Helfern
Auch Ministerpräsident Wüst ergriff das Wort. Er bedankte sich bei Notfallseelsorgern, Mitarbeitern des Rettungsdienstes, Polizisten und allen anderen Einsatzkräften.
Wüst: „Diese Menschen nehmen wir oft nur am Rande wahr. Doch sie haben sofort geholfen, obwohl sie nicht wissen konnten, ob der Täter noch da ist. Sie bringen sich für uns selbst in Gefahr.“
„Im Namen des Landes verneige ich mich vor dem Mut und der Menschlichkeit dieser Helfer“, sagt Wüst.
Für ihn ist die Tat ein Wendepunkt: „Wir sind es den Opfern schuldig, daran zu arbeiten – die Wurzel des Problems zu fassen.“ Denn das wichtigste und wertvollste sei unsere Freiheit. Und diese Freiheit sei bei dem Anschlag angegriffen worden.
„Das Attentat hat unser Land ins Mark getroffen, dieser Anschlag wird Narben hinterlassen. Aber das Ziel, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben, hat der Attentäter verfehlt.“
Politiker legten Blumenkränze nieder
Das Streich-Quartett beendete um 12.10 Uhr die Trauerfeier. Im Anschluss fuhren Steinmeier, Wüst, Faeser & Scholz zum Ort des Attentates, um der Opfer in einer Schweigeminute zu gedenken und Blumenkränze niederzulegen.
Vor Ort schüttelten sie die Hände von besorgten Bürgern und bedankten sich bei Ihnen für ihr Kommen.