In der südukrainischen Großstadt Saporischschja sind bei einem russischen Angriff nach örtlichen Angaben 13 Menschen getötet worden. 63 Personen seien verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die Stadt sei mit zwei Gleitbomben mit jeweils 500 Kilogramm Sprengladung angegriffen worden. Zuvor hatte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Iwan Fedorow, von mehreren Explosionen in der Stadt berichtet.
Der Polizei zufolge explodierten die Bomben auf dem Gelände eines Verwaltungsgebäudes, das zu einem „Infrastrukturobjekt“ gehöre. Fotos, die Fedorow auf Telegram veröffentlichte, zeigten brennende Autos, schwere Schäden an der Fassade eines Gebäudes sowie mehrere Tote.
Ukraine bisher ohne Mittel gegen Angriffe mit Gleitbomben
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf der Plattform X von einem „absichtlichen Angriff“ auf die Stadt. „Es gibt nichts Grausameres, als Flugbomben auf eine Stadt abzufeuern, im Wissen, dass gewöhnliche Bürger leiden werden“. Russland äußerte sich bisher nicht zu dem Angriff.
Saporischschja hatte vor dem Krieg mehr als 500.000 Einwohner und gehört damit zu den größten Städten der Ukraine. Die Stadt liegt knapp 40 Kilometer nördlich der Front und wird regelmäßig zum Ziel russischer Attacken. Ähnlich wie in Charkiw, der zweitgrößten ukrainischen Stadt – welche ihrerseits 30 Kilometer westlich der Grenze zu Russland liegt – werden dabei regelmäßig Gleitbomben eingesetzt.
Die Freifallbomben stammen teils aus Sowjetproduktion. Ende 2023 konnte Russland sie modernisieren, sodass sie dank einer Gleitvorrichtung aus Dutzenden Kilometern Entfernung abgefeuert werden können. Das erlaubt russischen Kampfjets, die Bomben aus vergleichsweise sicherer Distanz zur Frontlinie abzufeuern.
Teils mehr als 100 Gleitbomben am Tag
Nach ukrainischen Angaben soll Russland im vergangenen Jahr teils mehr als 150 solcher Bomben pro Tag abgeworfen haben, wobei die gemeldeten Zahlen im Winter zurückgingen. Die Bomben können je nach Typ eine Sprengladung von mehr als einer Tonne haben und somit schwere Schäden in Städten und ukrainischen Stellungen anrichten. Da die Bomben billig und in großer Zahl vorhanden sind, haben sie sich zu einer der wichtigsten russischen Waffen in dem Krieg entwickelt.
Um sie abzuwehren, hatte die Ukraine auf den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Gebiet gehofft. Weil die USA die Erlaubnis dazu allerdings erst vor wenigen Monaten erteilten, hat Russland die meisten seiner grenznahen Militärflugplätze inzwischen evakuiert.
Ob der Rückgang der von der Ukraine gemeldeten Zahlen der eingesetzten Bomben darauf zurückzuführen ist, dass die Trägerflugzeuge inzwischen von weiter liegenden Flugplätzen aus starten, ist aber unklar. In den vergangenen Monaten griff die Ukraine mehrmals russische Munitions- und Bombenlager mit Drohnen an.
Auch die Militärflugplätze selbst werden regelmäßig zum Ziel von Drohnenangriffen. In der Nacht zum heutigen Mittwoch attackierten ukrainische Drohnen ein Öldepot 600 Kilometer östlich der Grenze zu Russland. Das Depot liegt in der Nähe des Militärflugplatzes Engels-2, wo russische Bomber stationiert sind, und soll ihrer Treibstoffversorgung gedient haben. Die Bomber werden allerdings nicht bei den Angriffen mit Gleitbomben eingesetzt, sondern bei großflächigen Luftangriffen, bei denen sie Marschflugkörper abfeuern.