Thyssenkrupp-Chef schließt Verkauf der Mehrheit der Stahlsparte nicht aus

Der Traditionskonzern Thyssenkrupp könnte sich von der Mehrheit seiner Stahlsparte trennen. Vorstandschef Miguel López schließt eine Verringerung der Anteile auf unter 50 Prozent nicht aus. Auf die Frage, ob der Co-Eigentümer EP Group des tschechischen Unternehmers Daniel Křetínský seine Beteiligung über die bislang geplante Hälfte der Anteile hinaus aufstocken könnte, sagte López im Interview mit WELT AM SONNTAG: „Eins nach dem anderen. Zunächst muss Thyssenkrupp Steel mit den Arbeitnehmervertretern die Transformation des Stahlbereichs verhandeln. Alles Weitere kommt danach.“

López sagte, dass der Konzern seine Beteiligung an Thyssenkrupp Steel „ohne weiter Zeit zu verlieren, aber in der richtigen Reihenfolge“ von derzeit 80 auf 50 Prozent reduzieren wolle. „Zunächst einmal müssen wir den Bereich restrukturieren. Deshalb verhandelt der Stahlvorstand mit dem dortigen Betriebsrat und der IG Metall. Danach werden wir die nächsten Schritte in Richtung eines 50:50-Joint-Ventures vollziehen.“ In der Folge würde das Stahlgeschäft nicht mehr vollständig in der Bilanz von ThyssenKrupp erscheinen.

Der Manager skizzierte zudem die geplante Reihenfolge künftiger Ausgliederungen aus dem Thyssenkrupp-Konzern: „Aus meiner Sicht werden das nach der Abspaltung eines Minderheitsanteils von TKMS in den kommenden Jahren Material Services und anschließend Automotive sein“, sagte López. „Dafür müssen wir zunächst deren Kapitalmarktfähigkeit herstellen. Wir haben in den einzelnen Einheiten sehr gute Chancen, am Markt weiterzuwachsen und damit dann natürlich auch wieder neue Jobs zu schaffen. Im dritten Bereich, Decarbon Technologies, gehen wir davon aus, dass die grünen Märkte erst später als zunächst gedacht Fahrt aufnehmen werden.“

Jan Dams ist Chefreporter der WELT AM SONNTAG.

Carsten Dierig ist Wirtschaftsredakteur in Düsseldorf. Er berichtet über Handel und Konsumgüter, Maschinenbau und die Stahlindustrie sowie Mittelstandsunternehmen.