Einigung oder Start in einen Streik-Winter?

Aus Werften, Maschinenhallen, der Rüstungs- und Autoindustrie gehen die Blicke heute Abend in ein Luxus-Hotel nach Hamburg! Denn an der Elbe verhandeln Gewerkschaft und Arbeitgeber über einen neuen Tarifvertrag für 3,9 Millionen deutsche Metaller.

Zum Beginn der vierten und wahrscheinlich letzten Verhandlungsrunde stellten sich beide Seiten auf eine lange Nacht ein. „Wo wir noch sehr weit auseinander sind, das ist beim Geld“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, im 5-Sterne-Hotel „Grand Elysée“.

Verhandlungsführerin Lena Ströbele vom Arbeitgeberverband Nordmetall: „Es wird eine spannende Nacht! Wir haben eine Verantwortung für unsere Belegschaft, für unsere Betriebe. Wir müssen das hinbekommen!“

Woran hakt es in den Verhandlungen?

Der Norden verhandelt in diesem Jahr das erste Mal den Pilot-Abschluss für alle anderen deutschen Tarif-Bezirke. Am Nachmittag lagen beide Seiten noch über Kreuz – vor allem eben beim Geld!

► 7 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten fordert die IG Metall. Dazu 170 Euro monatlich für Azubis, flexiblere Gestaltung von Arbeitszeit. Zu viel angesichts der Wirtschafts-Flaute, so die Arbeitgeber.

► Die bieten in zwei Schritten 3,6 Prozent mehr bei 27 Monaten Laufzeit. „Zu wenig, zu lang und zu spät“, kommentierte Gewerkschafter Friedrich das Angebot. Denn die erste Erhöhung (1,7 %) soll es demnach erst im Juli 2025 geben.

Beim Platzen der Verhandlungen droht Streik

Die Gewerkschaft erhöhte gestern noch einmal den Druck. „Entweder wir kriegen ein Ergebnis, mit dem wir gut durch die Tür kommen, wo Ihr sagt, jo, das passt. Oder wir müssen eine Stufe drauflegen und in 24-Stunden-Warnstreiks“, sagte IG-Metall-Chefin Christiane Benner (56).

Allein bei den punktuellen Warnstreiks seit Ende Oktober hatten sich hunderttausende Beschäftigte beteiligt. Für die Arbeitgeber ein Unding. Lena Ströbele sprach von Produktionsausfällen in Millionenhöhe, „mitten in der Wirtschaftskrise unverständlich“.

Auf beiden Seiten verhandeln 16 Delegierte, im Raum „Amerika Haus“ ging es ab 16.30 Uhr um alles. Der dickste Brocken, die Lohn-Prozente, steht als Letztes auf der Tagesordnung.