Die Hoffnungen auf ein gemäßigtes Syrien verblassen schneller als erwartet. Während die neue Übergangsregierung sich mit Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) präsentiert, sorgt ein radikal geänderter Lehrplan für Entsetzen.

Und lässt Zweifel an den Versprechen von Toleranz und Inklusivität aufkommen, die die Rebellen gemacht hatten. Denn die geplanten Anpassungen des Lehrplans werfen ein düsteres Licht auf die Agenda des neuen Machthabers, Ahmed al-Scharaa.

▶ Die Schock-Details: Begriffe wie „Märtyrer“ werden neu definiert. Schüler sollen nun „für Allah“ sterben, nicht fürs Vaterland. Zudem werden Evolutionstheorie und Urknall-Theorie aus den Schulbüchern gestrichen. Und der „Pfad des Guten“ durch den „Islamischen Pfad“ ersetzt.

„Islamistische“ Sprache im neuen Lehrplan

Besonders übel: „Diejenigen, die verflucht sind und vom rechten Weg abgekommen“ wird direkt ersetzt durch „Juden und Christen“. Was bleibt da vom Versprechen, dass Minderheiten sich sicher fühlen können?

Unter dem Facebook-Post des syrischen Bildungsministeriums wurde Kritik laut: Nutzer fragten, warum eine Übergangsregierung überhaupt Änderungen am Lehrplan vornehme. Andere sahen darin den Versuch, Teile der Geschichte des Landes zu „löschen“. Worauf sich fast alle Kommentatoren einigen konnten: Die Änderungen weisen ihrer Sprache eine „islamistische Tendenz“ auf.

Diplomatischer Eklat bei Baerbock-Besuch

▶ Das syrische Bildungsministerium wiegelte derweil ab: Man habe nur „Assad-Propaganda“ entfernt, erklärte Bildungsminister Nasir al-Kadri in einem Statement auf Facebook. Zusätzlich seien nur „fehlerhafte Koran-Interpretationen“ korrigiert worden.

Auch der Auftritt von Außenministerin Baerbock in Damaskus ließ Fragen offen. Während Frankreichs Außenminister mit Handschlag empfangen wurde, bekam sie nur einen knappen Blick. So will es das islamische Protokoll. Ein Zeichen von Offenheit und Toleranz, wie es al-Scharaa demonstrieren will, ist das jedoch nicht.

Baerbock blieb betont optimistisch: „Wir werden die HTS an ihren Taten messen.“ Doch die jüngsten Taten drohen die Hoffnung auf ein gemäßigtes Syrien endgültig zu ersticken.