Die Nachricht sorgte für Furore: Am Donnerstag meldete die italienische Zeitung „Corriere della Sera“: Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) sei bereit zum Waffenstillstand – entlang der aktuellen Front! Dafür verlange er im Gegenzug Sicherheitszusagen des Westens.

Kiew dementierte umgehend. U.a. Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak (51) schrieb auf X, es gebe kein solches Konzept. Solange Russland nicht verliere, gebe es keine effektiven Sicherheitsgarantien. Selenskyj selbst klapperte am Donnerstag Europas Regierungschefs und NATO-Generalsekretär Mark Rutte ab, schlägt am Freitag auch bei Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) in Berlin auf. Im Gepäck: Sein geheimer Friedensplan.

Doch hochrangige US- und EU-Beamte berichten laut „Wall Street Journal“ (WSJ): Im Plan wird kein klarer Weg zu einem Sieg der Ukraine aufgezeigt. Stattdessen gehe es vor allem darum, die Beschränkungen für Langstreckenraketen aufzuheben. Selenskyj selbst betonte immer wieder, die gesamte Ukraine befreien zu wollen.

► Fakt ist: Das Land steht im Osten unter enormem Druck, wird stellenweise von den Russen zurückgedrängt. Andererseits kann die Ukraine kein eigenes Gebiet zurückzuerobern. Es fehlt an Waffen und Soldaten. Roman Kostenko, Sekretär des ukrainischen Verteidigungsausschusses warnte sogar, die Armee könne bald die Verluste an der Front nicht mehr ausgleichen.

▶︎ Laut WSJ wurde Kiew zudem klargemacht, dass ein vollständiger Sieg der Ukraine gegen den Westen Hunderte von Milliarden Dollar kosten würde, was weder Washington noch Europa leisten könnten.

► Hochrangige US-Beamte sprechen zwar von weiterer Unterstützung. Reden aber nicht mehr davon, dass die Ukraine alle Gebiete zurückerobern kann.

Mehrheit für Waffenstillstand

Ist also Selenskyjs Siegesplan in Wahrheit ein Verliererplan? Ist ihm längst klar, dass er einen brutalen Putin-Kompromiss akzeptieren muss? Dass er Teile der Ukraine aufgeben muss?

In der Bevölkerung wandelt sich die Stimmung. Rund 33 Prozent der Ukrainer sind zu Gebietsabtretungen bereit, wenn es dafür Frieden gibt. Das ergibt eine Umfrage des Kyiv International Institute of Sociology (KIIS). Und viele wären sogar für einen Waffenstillstand.

Anton Grushetskyi vom KIIS zu BILD: „Eine Mehrheit der Ukrainer ist zwar von einem Waffenstillstand nicht begeistert, würde ihn aber trotzdem annehmen“. Voraussetzung: Es gibt Sicherheitsgarantieren. Die seien den meisten wichtiger, als Gebiet zurückzuholen.

Doch Militärexperte Nico Lange warnt in BILD: Überlasse man Putin einige ukrainische Gebiete, gebe es dafür keinen Frieden. „Putin geht es nicht um die Gebiete, sondern um die Kontrolle über die Ukraine.“

Und Sergej Sumlenny, Direktor des European Resilience Initiative Center, sagt zu BILD: „Russland hat ein objektives Interesse daran, die Ukraine als Staat zu vernichten.“ Daran werde auch ein Abkommen nichts ändern. Um den Krieg wirklich einfrieren zu können, müsse man ein gewaltiges Armeepotential in der Ukraine aufbauen, als Abschreckung.