Für ihn ist die Noch-Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) „ein Auslaufmodell“.

Als Top-Diplomat setzte Christoph Heusgen (70) vor allem auf leise Töne. Doch in diesem Fall nimmt der ehemalige sicherheitspolitische Berater von Angela Merkel (70, CDU) und frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) kein Blatt vor den Mund.

„Das ist eine Unverschämtheit“

Im „Tagesspiegel“ sagt Heusgen, es sei „eine Unverschämtheit, die beste und international erfahrenste Diplomatin durch ein Auslaufmodell zu ersetzen“.

Am Dienstag wurde bekannt, dass Bundesaußenministerin Baerbock ab September den Vorsitz der UN-Vollversammlung 2025/26 übernehmen soll. Der Posten steht in dieser Sitzungsperiode der westeuropäischen Staatengruppe zu, und diese hatte Deutschland beauftragt, einen geeigneten Kandidaten vorzuschlagen.

Ursprünglich war Helga Schmid (64) für den Posten vorgesehen. Die Diplomatin ist zwar nicht so bekannt wie Annalena Baerbock, hat auf internationalem Parkett aber viel mehr Erfahrung. Schmid war von 2020 bis 2024 Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Davor war sie Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD).

Die Diplomatin arbeitete außerdem in der Deutschen Botschaft in Washington, war Referentin im Büro des ehemaligen Bundesaußenministers Klaus Kinkel (1936–2019, FDP) und Büroleiterin von dessen Nachfolger Joschka Fischer (76, Grüne). Sie hatte weitere Funktionen im Auswärtigen Amt und bei der Europäischen Union inne und ist zurzeit Stellvertreterin des Präsidenten des Stiftungsrates der MSC.

Laut Heusgen habe Schmid während ihrer Zeit als OSZE-Generalsekretärin diese „vor dem Auseinanderfallen geschützt“.

„Frau Baerbock kann viel von ihr lernen“

Die überraschende Auswechslung von Schmid gegen Baerbock kommentiert der frühere MSC-Chef spitz mit der Frage: „Ist das feministische Außenpolitik?“

Auch der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (65, SPD) lässt durchblicken, dass er die Personalie Baerbock kritisch sieht.

Gabriel bezeichnet die ursprünglich für den UN-Posten nominierte Helga Schmid im „Tagesspiegel“ als „eine großartige Diplomatin“. Und rät: „Frau Baerbock kann viel von ihr lernen.“