Selbst die Ampel-Abgeordneten bezweifeln, dass ihre Regierung durchhält.

„Jetzt beginnt das gegenseitige Belauern: Wann hat eine der Parteien ausreichend Begründungen gesammelt, um zu sagen: Jetzt ist Schluss!“ So beschreibt ein SPD-Abgeordnete den Zustand der Koalition.

Unter besonderem Spreng-Verdacht: die FDP

Unter besonderem Verdacht, die Ampel sprengen zu wollen, steht die FDP. Jüngste Verdachtsmomente:

► Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) stoppte die Beitragserhöhung für Besserverdiener in die Renten- und Krankenkasse.

► Die FDP-Fraktion will beim Rentenpaket der Regierung so nicht mitmachen – obwohl es von Lindner selbst ausgehandelt wurde. Fraktions-Vize Johannes Vogel (42) hält es nicht für zustimmungsfähig, weil die Garantie des Rentenniveaus (SPD-Wahlversprechen) für Beitragserhöhungen sorgt.

Die Stimmung: katastrophal.

SPD-Chefin Saskia Esken (63) schimpfte in der „FAS“: Die FDP provoziere, weil sie „verzweifelt“ versuche, sich zu profilieren. Lindner, der vom „Herbst der Entscheidungen“ gesprochen hatte, warf sie vor: „Dieses Jonglieren mit Daten und Ultimaten ist Ausdruck einer Spielernatur.“

SPD erhöht Druck auf Koalitionspartner

Aber nicht nur die Liberalen sammeln Forderungen für einen möglichen Ausstieg. Auch die SPD und ihr Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) schalten um auf klare Kante, erhöhen den Druck auf Koalitionspartner.

Die Rentengarantie (Sicherung des Niveaus bei 48 Prozent) muss kommen. Das hat Scholz nach BILD-Informationen Lindner glasklar gemacht. Und SPD-Chef Lars Klingbeil (46) betonte gerade erst vor Abgeordneten: „Wenn Rente nicht kommt, hat das Konsequenzen.“

Scholz, der lange der Moderator seiner Zoff-Regierung war, positioniert sich noch bei einem zweiten Thema: Er will einen Pakt für Industriearbeitsplätze.

Scholz sagte in der Fraktion: „Wir müssen alles dafür tun, um für Arbeitsplätze in Deutschland zu kämpfen.“ Und kündigte an, der Industrie bei Energiepreisen helfen zu wollen. Nach BILD-Informationen arbeitet der Kanzler an einem Konzept, die Industrie bei den Netzentgelten zu entlasten. Dafür könnte theoretisch ein Teil der frei gewordenen Intel-Milliarden genutzt werden. Allerdings will Lindner das Geld lieber komplett einsparen.

Ein SPD-Abgeordneter: „Die Botschaft des Kanzlers war klar: Wenn sich die FDP gegen die Rettung der Industriearbeitsplätze stellt, dann nicht mit uns.“

Das Schicksal der Ampel entscheidet sich im November, wenn der Haushalt, die Rente und mögliche Industriehilfen beschlossen werden. Oder eben nicht.

Die Grünen sind mit sich selbst beschäftigt

Und die Grünen? Sind nach dem Rücktritt des Parteivorstands mit sich selbst beschäftigt.

Möchtegern-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55) baut die Partei zu einer in seinen Augen schlagkräftigen Wahlkampfformation um. Beim Parteitag im November werden alle Personalien gewählt. Dann wären die Grünen zumindest personell startklar für einen vorgezogenen Wahlkampf.