Vor mehr als 160 Jahren wurde die SPD gegründet. Jetzt liegt die einst große Volkspartei am Boden, holte mit dem Kanzlerkandidaten und Amtsinhaber Olaf Scholz nur rund 16 Prozent. Historisch das schlechteste Ergebnis für die Genossen!

Besonders bitter: In Arbeiter-Hochburgen haben gerade die Malocher, einst Ur-Wählerklientel, komplett das Vertrauen in die Sozialdemokratie verloren. Nur noch 12 Prozent (- 14 im Vergleich zu 2021) von ihnen wählten SPD. Ihre Partei der Wahl: Ausgerechnet die AfD (38 Prozent, + 17 )!

Jetzt spricht ein führender SPD-Politiker nach der Wahl eine bittere Wahrheit aus!

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) redet im Gespräch mit BILD Klartext: „Die Parteiseele will in die Opposition. Und meine auch.“

Die bittere Realität: Die SPD will eigentlich nicht an den Kabinetts-Tisch, muss aber! Denn sonst droht eine Regierung mit AfD-Beteiligung.

Kernproblem: Seit 1998 ist die SPD, mit Ausnahme von 2009 bis 2013), immer an der Bundesregierung beteiligt gewesen. Davon dreimal als „kleiner“ Partner von Altkanzlerin Angela Merkel (70, CDU).

Die Macht war oft kein Segen – und auch jetzt wird die von vielen ersehnte Erholungsphase ohne Kabinettspflichten nichts werden.

Kämpfer benennt den Zwang zum Regieren so: „Es geht nicht anders. Wir können der CDU nicht vorwerfen, die Brandmauer aufzuweichen, und uns gleichzeitig bei einer Regierungsbeteiligung komplett verweigern.“

Was er meint: Die SPD ist die einzige Partei, mit welcher der Wahlsieger Friedrich Merz (69, CDU) Koalitionsverhandlungen führen kann. Es bliebe sonst nur die AfD. Ein Bündnis mit den Rechtspopulisten hat Merz bereits ausgeschlossen – und will die SPD im Kern auch nicht zulassen.

Das alles zulasten der alten Dame SPD!

„Ich mache mir Sorgen um die SPD, für uns geht es um die Existenz der Partei. In immer mehr Bundesländern sind wir nur noch dritt- oder gar viertstärkste Kraft. Aber noch mehr Sorgen mache ich mir um die Demokratie“, sagt Kämpfer!

Das war auch das Motto von Parteifreund Ralf Stegner (65) aus Schleswig-Holstein, der zu BILD vor der Wahl über eine Koalition mit der Merz-CDU sagte: „Das Vertrauen in Herrn Merz ist massiv beschädigt. Der wollte uns mit der AfD erpressen. Und das macht man mit der SPD nicht. Ein schwierige Situation.“

Die wird perspektivisch nicht besser: Nur 13 Prozent der Erstwähler stimmten für die SPD.